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22. Anonym überlieferte Lieder

1. Uns kumt diu süeze sumerzît (KLD 38.a 46)

Uns kumt diu süeze sumerzît
und swaz der sumer fröiden gît
mit liehter ougenweide.
Daz velt in grüener varwe lît,
5 der bluomen glesten widerstrît
sich prüevet ûf der heide,
Gel unde blâ,
wîz unde rôt
hie unde dâ,
10 sam ez gebôt
des liehten meien wunne.
nu lobe swer loben kunne
Loup unde klê,
den niht als ê
15 rîf unde snê
benimt ir liehten schouwe
grüene, walt und ouwe
Hânt ûf rîse
wol ze prîse
20 sanges wîse.
von der nahtegal
berc unde tal
wol über al
sint bedônet.
25 wol beschônet
Siht man die bernden este,
mit wunnerîcher gleste
sint sî bekleit,
wol gegen geleit
30 daz loup der bluot.
frech unde fruot
diu schône tuot
lîp unde muot.

Nu dar, ir hübschen leien,
35 ir schouwet an den meien,
der dâ gebiutet zweien
sich gelieben
minnen dieben
ûf der wunnen âventiure.
40 swer noch hiure
saz bî fiure
fröiden tiure,
der nem stiure
Voller saelden bî den frouwen.
45 er gê schouwen
an den tenzen
bî den swenzen
under krenzen
lôser ougen
50 tougen blicke,
die wol innen
minnen stricke
kunnen twingen,
dringen
55 in diu herzen.
smerzen
Sint si âne niht.
swâ geschiht
daz, dar siht
60 âne wanc
hôhgedanc
ûf der werden minne danc.
Ei wîbes gruoz,
fröiden suoz!
65 dich man muoz
loben wan dû tuost swaere buoz.
wer waere der
der waere wer
fröiden âne dich?
70 nie kunden mich

Loup gras bluomen wunnenclîch
noch vogelsanc sô minnenclîch
fröin sam dîn blic sô saeldenrîch.
wê waz lobe ich tôre an wîben,
75 sît mich eine kan vertrîben
von ir hulden,
von der schulden
ich muoz fröiden âne blîben?
Waz dan? mîn herze mac doch niht
80 sich von ir lieben angesiht
dekeine stunde wenden.
ich muoz eht dar genenden,
singen von ir manicvalt:
si ist sô rehte wol gestalt.
85 Ir locke reide goldes var
die tuont mich beide herzen bar,
ir unbetwungen offen tinne
roubet mich vil gar der sinne.
Ein lützel ûf gezogen,
90 ûf gebogen
sach ich dâ
wol stênde brâ;
daz brach mir in mîn herze nâ.
Sô fîn, sô klâr ir ougen brehen;
95 dâ muoz ich armer balde sehen
ach und owê von mir geschehen.
ein rôselehter liljen schîn
durch ir vil liehten wengelîn
tuot mir gar staeter sorgen pîn.
100 Ir mündel rôt
als im gebôt
rôsevarwe erroeten,
mit herzesenden noeten
wil mich wunden toeten.
105 Ir neckel und ir kele blanc,
an wîzen handen vinger lanc,
ir brüstel under wât
ein lützel ûf gedrât
sô minnenclîche schouwe hât.

110 Ir mâzen lange sîtelîn
ûf gedrollen hüffelîn
beslozzen, wol gedrungen,
moht balde widerjungen
hundertjaeric alten man,
115 solt er sî blôz gesehen an.
Nu sî geswigen,
dar genigen,
dienest iemer unverzigen
ir lieben wandels einen.
120 wolt si mir gemeinen
ir werden gruozes meinen,
daz konde mich wol sorgen einen.


2. Sô hô stênt bluomen an den kesten (KLD 38.xLXII)

1 Sô hô stênt bluomen an den kesten,
die sô vrôlich glesten
ûf esten
ze prîse.
5 der meie in stolzer wîse
von purpur gar
treit kleit nâch vrouwen art geswenzet.
wiest er vol besprenzet,
bekrenzet
10 mit rôsen,
mit vîol, zîtelôsen
wol tûsentvar.
über al
hoert man liebiu vogelîn
15 süeze stimme erklingen.
berc und tal
geben balsemrîchen schîn
dâ die bluomen springen.
ich wil leit verdringen
20 und ringen
nâch wunne.
uns bringt diu brinnde sunne
ein vrôlich jâr.

2 Vrî sî mir herze und muot vor sorgen!
tac, naht unde morgen
verborgen
ich denke
5 wie ich der werden schenke
mîn lop, mîn gruoz.
man kan volloben niht ir êren.
ir lop wil ich mêren
und hêren
10 die werden.
sî ist mîn trôst ûf erden,
tuot sorgen buoz.
rôsenvar
sint ir munt, ir wengelîn,
15 wîz ir kel, ir kinne.
lieht und klâr
zaller zît ir ougen schîn
nâch wîplîcher minne.
swenne ich daz besinne,
20 ich brinne
nâch hulden:
daz leit ich von ir schulden
erlîden muoz.

3 Mîn sîn stât iemer nâch der süezen.
zwâr ich wil si grüezen,
diu büezen
kan swaere.
5 wan sî ist vreudenbaere
und tugende vol.
dâ swâ sî ist, dâ ist mîn herze.
sist ein guldîn merze.
mîn smerze
10 geletzen,
mit vreuden wol ergetzen,
daz kan si wol.
werder vruht
wirt ûf erden nie gesehen
15 in des meien blüete.
rîcher zuht
mac man ir des prîses jehen.
got ir lîp behüete!
mannes stolz gemüete
20 ir güete
kan twingen.
wol mir daz ich ir singen
und dienen sol!

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 03.05.00

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