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Hans Folz

Dises puchlein saget
vns von allen paden,
die von natur heiß sein.

 

Hye ist zu mercken das register dyses
püchlins in eyner gemein, von denen,
so in die wilpad zihen wellen:

Von erst die vorschickung des, der do
[5] paden wil, durch erzelung aller seiner
kranckheit einem erkanten, weisen, wol
gelerten artzt, durch welchen alle über=
keit seines leibs nach noturft purgirt
vnd nützlich auß gelert werden.

[10] Zu dem andern, das ein gewisse leßin
einem yden nach seiner überflüssikeit,
so in dem geplüt were gesche.

Zum driten, das er nit mit einer yden
gesellschaft ym furnem in ein pad zu
[15] faren, den selben distlich vnd ym nit.

Zu dem fierdn, das ym der artzt aldig
ordinir vor dem eyn gang des pades,
dar inn vnd auch dar auß. vnd aldo so
wirt die vor red ir end haben.

[20] Darvm zu dem fünfften oder lesten
wirt enwenig ertzellt von irem vrsprung,
darnach von yren gegenden, zu lest
von yren hilfen, vnd darmit end.

[M] ych hat lang zeit gefochten an,
Seit das gemeincklich yderman
Noch den wilpaden forschen thon,
Etwas zu sagen doch darvon.
5 So wellet alle mercken, wie
Vnd was ich wel verkünden hie
Deen, die sulch wilpad prauchen vil
Vnd darin wissen maß noch zil,
Wie sich in yn zu hallten sey.
10 Do ich fier frist eüch künde pey:
Von erst die vorschickung, merckt wol,
Vnd ist, das niemant paden sol,
Er sei dan vor darzu bereyt.
Ich mein, das alle überkeyt
15 Seins leibs von innen werd purgirt;
Welchs im selbs nit befohlhen wirt,
Sunder eim weisen artzt sich nen
Vnd geb sich dem gantz zu erken.
Darpei all vrsach ym erzel,
20 Sich auch vor im nit anders stel,
Dan wie all schickung in ym sey.
Geb im auch zu versten darpey
All sein gewonheit trancks vnd speis,
Full oder apruchs, ist er weis.
25 Der artzt sol yn auch schatzen ab,
Von welchem element er hab
Mer oder minder, vnd darpey
Feist oder megrin kisen frey,
Swech, sterk, zeit vnd sein wor conplex,
30 Das er nit übersech ein kex.
Seinn puls er fleissig auch pegreiff,
Auff daß ym nit ein fuß entschleiff,
Prüf auch sein wor phisonomey.
Doch in keim zufal yn beschrey.
35 E er sein wasser auch beschaw,
So mag er sicher vnd genaw
Beholffen sein mit seinem rot.
Wan mer ein wore zeügnuß stot
In manchem zeichen dan in eym.
40 Darvm so nem gar eben geym,
Das er nach schickung vnd rifir
Ein wor purgatz im ordinir,
Die sunder sein complexian
Ansech in allem thun vnd lan.
45 Vnd wie der artzt ym schreib die gob,
Das er mit der nit sei so grob,
Die selb zu mindern wie yn thunck.
Wan der mensch sei alt oder junck,
Swach oder starck, man oder fraw,
50 Das schatzt der weis artzt als genaw.
Sicht an all zufel weil vnd zeit,
Die im gewiß anzeigung geyt
Vnd die am fruchtpersten ym ist.

Darvm wo du dich prauchst der list,
55 Die zu meistern nach deinem wan,
Wirt anders nicht von dir getan
Dan dein gantz art vileicht zustört.
Wan so vil vnd dir zugehört,
Zu überwinden die materg,
60 Di do sint in deins leibs herberg,
Ist abgewegen pei eim har.
Nemst du dan minder, würt die gar
Nicht überwunden mit der macht,
Die yr der artzet het gedacht,
65 Mecht dich vnlüstig, würket spet.
Dardurch dan vnter weiln geret,
Das turst vnd hunger eim verlischt,
Graw vnd vntewung sich einmischt.
Do wirt die krafft dan gar zutrent
70 Vnd auch der artzt dardurch geschent;
Deen sagt er sich verwarlost han,
So er ein funftzig stül muß han,
Das sunst in sechssen hin wer gangen.
Het er die ertznei gar enpfangen,
75 So wer eins mit dem andern hin.
Wan ich sein innen worden pin
Von leüten, die do meinten ie,
Heten dem artzt gefolget sy
Vnd die ertznei genomen gar,
80 Krafft vnd macht werden hin fürwar.
Vnd ist doch ie nit anders, wist,
Dan wie itz hie ertzelet ist.
Zum andern nach der purgacion
Der artzt mit grossem fleiß sech an,
85 Wie, wo vnd wen im lossen zim,
Das er das pot nit überklim,
Die das recht mitel stet gepeüt.
Ich mein, das er kein plut außreüt
In eim, der sein zu wenig het.
90 Welch artzt darin nit auch fleiß det
Vnd nicht wol die conplex erkent,
Der het gar pald zu weit gerent.
Darvm so traw keim alten weib
Noch keim lantfarer, sunder pleib
95 Pei deinem berümpten doctor,
Den du offt hast hörn loben vor.
Wan der pur ley kein vnterscheit
Hat nach der dinge sicherheit
Vnd gipt ein ertzney iderman,
100 Wie eines conplex sei getan.
Zum dritten mal nim eben war:
Wo ein gemeine schar hin far,
Das du dich nit zu den geselst.
Wan wo du nit die ordnung helst
105 Ym paden als mit der ertzney,
So laufft es selten schaden frey.

Do aber hab deinns doctors rot,
Wan er des mer ein wissen hot
Wan gen, mit den du fürest gern,
110 Als ich dir weiter will bewern.
Merck, als die leib hant vnterscheit
An feücht, hitz, kelt vnd truckenheit,
Also sint auch die bad furwor.
Darvm so merck gar eben vor,
115 Welchs dir der docktor messe zu.
Den pit, das er den fleiß vort thu
Mit dir wie vor, vnd tracht darpey,
Das auch sein eciam do sey.
Vmsunst arbeiten pringt unlust.
120 Sich, das du sein gevallen tust.
Gleich pürden prechen nit den rück.
Wiltu, das dich ein ander iück,
Lug auch, wo im not iückes sei.
Also hab ich trey ler pracht pei.
125 Zum firden mol du nicht enlast,
Wen du dem artzt gelonet hast
Nach all seim wiln vnd wolgefaln,
Sich, so magstu nach disem aln
Yn darnach frölich fragen ye,
130 In welcher weyse oder wie
Sich auch im pad zu halten sey.
Sag auch dem artzt all weil darpei,
Das er antzeichen alle ding,
Darmit man die krefft wider pring.
135 Ob einr durch okraft die verlür,
Das er die labung doch erkür
Dem hertzen, lungen, lebern, nirn,
Der mer erhitzen dan erfrirn,
Wo nit die moß gehalten wirt.
140 Darmit mer schades sich gepirt
Dan gesuntheit. deshalb ist not,
Das man do auch sein warnung hot.
Ob hitz die lebern het enzunt,
Der mag geswechet würd zu stunt,
145 Das haupt beswert duch einig hitz,
Vnd wie ein okrafft ein besitz,
Das er fur ids hab sein ertzney
Vnd als, das darzu frümlich sey,
Es sey confect, latwerg, trisnet.
150 Wan wer der ding nit pei ym het,
Der wer manch mol gesaumpt im pad.
Etlich pillelein wern nit schad,
Nit von grosser purgirung wegen,
Sunder wo einem mag begegen
155 Verstopfung, die yn darzu dreib;
Doch das er öffen vor den leib
Mit eim supositorium.
Vnd hab sein spehüng vm vnd vm
Auf die, so vm das pad sint stet.

160 Pei den vint man auch wissend reet.
Hiemit die vorred hab ir end.
Furbas ich an die pad mich wend
Zu sagen, wo man ydes vint
Vnd was ir eygenscheffte sint.

165 Es sint die warmen pad, ich sprich,
Geschöpf gotes gantz wünderlich:
Verporgen geng durch manche klufft
Ynwendig in der erden grufft,
Erhitzt von der schwifligen prunst
170 Prinender perge, welcher dunst
Die waßer nach darpei durchgen,
Erhitzen nach meynem versten.
Vnd durch was ertz sie rinnen thun,
Nemen sie ir eigenschafft von,
175 Es sey saltz, swefel, virtriol,
Alaun, salpeter, als das wol
Die ertzet wissen czu probirn.
Etlich sich von metal solvirn
Als golt, silber, eysen, pley, zyn.
180 Worzu ides besunder dyn,
Wird ich hernach gnugsam erzeln,
Vnd in den dingen nicht verheln,
Wie das die ertzt geurteilt han;
Vnd wo sie es an lassen stan,
185 Sweig ich doselbst auch ir natur
Vnd meld weiter der andern kur,
Was hilff die schrifft von yn bekent.
Hiemit die red auch sei volent.

In Epheso das erst pad stat, <
190 Do Sant Iohans gepat in hat,
Mit namen der ewangelist.
Vnd pei der stat Tiberi, wist, <
Zwei tausent schrit lang, welt verstan,
Do rinnen sie in den Iordan
195 Vnd springen etwan fünf schrit hoch,
Als Weda schreipt; dem sagt mans noch.
Vnd in Egipten pei Theba <
Ein pad ist, darin Diana
Die schön vnd edel padet ye,
200 Von der man also list, das sie
Darmit begoß ein edelman,
Alchon genant. dovon gewan
Er schnell eines hirßen gestalt.
Des yn anvilen alsopald
205 Sein hunt vnd yn zürissen schnel;
Des er all weil wart schreien hell:
"Ey, fresset ir dan eüern hern?"
Diß dut Ovidius erklern.
Ein sulches sie aus hasse det,
210 Den sie zu disem ritter het;

Pracht es zuweg durch zauberlist.
Ein pad pei der stat Tarran ist, <
Ward ym land Licia gesucht,
Welches ein Hermodit verflucht,
215 Macht es zu merwaßer zustunt;
Welchs auch Ovidiüs dut kunt.
Man sagt, ein pad in Kriechen ste; <
Darinen pat die schöne Cirtze,
Die auch auß irer zauberkunst
220 Vnd sunderlicher zornesprunst
Ulixe diner allzumal,
Wol zwenvndzwentzig an der zal,
In eitel wilde thier verkart,
Yden nach angeporner art,
225 Was thiers er mer gesitet was.
Welchs sie allein übet, vm das
Etlicher irer eren rempt;
Darvm sie die all so beschempt.
Schreipt Augustinus in seim puch
230 "von der stat gots", doselbst mans such,
Desgleichen in Boecio
Mit namen "metro tercio".
Solinus in der moren lant <
Ein wünderlichen prunen fand,
235 Siedend vor hitz die gantz nacht lang,
Vnd alweg vm der sun auffgang
Fant man kein prunen kelter nie.
Hinter Nopels pei Perguli <
Hat der künster Virgilius
240 Geteilt eins warmen wassers flus
In fiervndzwentzg pad, auff das der
Weder mer oder minder wer
Dan puchstaben im alphabet.
In iedem waß ein saul bestet,
245 Darin gehawen stunden klar,
Warzu ein ides pad nütz war.
Dem trugen die ertzt sülchen haß
Vnd deten weder wirs noch paß,
Schlugen die seüln zu trümern gar.
250 Wan gar von fern leüt zugen dar,
Dovon den ertzten groß abgieng.
Er macht auch durch sein kunst gering
Zwei schweißpad von der prunen hitz,
Die manch groß swer, kranckheyt vnd litz
255 Ym folck vil mer deten vertzern,
Dan sie von holtz geheitzet wern.
Dem auch die ertzt wurden gehaß
Yr hilff halben über die maß.
Dan do sie mancherlei anging
260 Von kriegsreysen vnd andrem ding
Vnd nun die stat zustöret wart,
Wurden die pad auch vmgekart,
Dy flüß verachtet vnd verlorn.

Darpei etlich saurprunen worn,
265 Wem lust zu essen gar verswant,
Das prachten sie wider zuhant.
Ein warm pad pei Viterb auch ist, <
Dovon man nit vil sunders list,
Dan das man lusts halben do pat,
270 Auch das es mer hilfft dan es schat.
Vnd pei Avinyan darno <
Vnd nemlich der stat Klerico
Vnd Sant Qwiriatz, dem kastel,
Sint etlich gar groß wassers qwel.
275 Da gant genaw ein paden wol
Funfftausent man zu einem mol.
Der pad eins für die frawen ist,
Alein der mann das ander, wist.
Welch man pat an der frawen schar,
280 Sopald vnd man des wirt gewar,
Sein haupt hat er on gnad verlorn.
Auch sint do ander pad erkorn
Fur reüdig vnd repige pferd,
Vnd mancher dergleichen geferd.
285 In der grafschafft Senis ich vind <
Wiltbad, der etlich swiflich sind,
Etlich durch eisenertz stet gen.
Darvon man gibet zu versten,
Daß sie die ser erweichten glid
290 Vnd auch die kalten flüß darmit
Fast stercken vnd erwermen thunt.
Pei der stat Phison thu ich kunt <
Ein pad; wer inwendig erkalt,
Dem wirt darinn geholffen pald.
295 Übrige neßen es außdert,
Darmit der plasen feücht verzert
Vnd ist der nirn sichtagen gut,
Wie das zu Sant Filipen dut.
Darnach das pad zu Kassian <
300 Sicht das miltz vnd die lebern an.
In der grafschafft Luca ein padt, <
Das rauch noch smak nit von im ladt,
Vnd ist auch ander zufel frey
Vnd so lauter vnd clar darpei,
305 Das man darin kocht, was man wil,
Darzu sein trinckt weng oder vil;
Doch lescht es warm den turst nit ser,
Sunder wol kalt getruncken mer.
Alle geschlecht der podagra,
310 Cirogra vnd arthetica,
Auch der sciatica es dint,
Vorauß der, die von kelten synt.
Das gefaln vnd zumischt gelit
Vnd abgeprochen heylt es mit.
315 Vnd was übel geheilt sunst wer,
Rechtvertigt es vnd hillfet ser.

Macht schwanger, vnd gelegt den weib
Den weissen fluß; darpei es pleyb.
Eyn rotes pad pei Escoli <
320 Söln meiden die colerici.
Dem kalten hauptflus ist es gut,
Die strauchen es vertreiben dut.
Item ein pad Lanella heist. <
So all pad swechen allermeist,
325 So machet das am menschen starck
All iner glid, pein vnd das marck.
Item pei dem prinenden hol <
Der Florentzer ein pad dient wol
Für grint, raud, kretz vnd zitrach
330 Vnd vil dergleichen ungemach.
Vnd pei der stat Padue sint <
Löblicher pad fünfe, ich vint,
Zu Sant Helen von Monsegrot,
Ydes des andern krefte hot.
335 Ein pad in Sedomer pistum <
Von kupferertz wandelt sich vm
Des tags in manche varb unstet.
Wer rauden, kretz vnd plergen het
Vnd ye zu paden het begir,
340 Dem wirt darin geholffen schir.
Zu Plumbers sint die pad von pley, <
(Do wan vil arger schlangen pey,
Doch schedgen sie das padvolck nit
Noch vich vnd wem sie wonen mit,)
345 Küln wol, wer hitzig kranckheit hot,
Vnd heiln die fauln schenckel trot;
Auch sunst alt scheden vnd pös flüß,
Wo man die sunst nit leichtlich püß.
In Franckenreich sie warm pad hant, <
350 Welcher Sanctus Gallus eins fant
Mit Columbino, sagt man da,
Als sie eins von Britania
Zugen vnd heten do ir ru.
Wer mager ist, der nimpt do zu;
355 Oder ein glid geschwunden wer,
Mag do pald widerpringen er.
Warm pad man in Sofoyen fint, <
Die gar fast reich von swefel sint,
Alaun vnd salpeter desgleich.
360 Do mencklich padet, arm vnd reich,
Kalt flüß vnd feüchten zu verzern.
Zu Exo, von Kamrach nit fern, <
Do sint warm pad, nit fast zu heiß.
Wer sich do recht zu paden fleiß,
365 So ledgen sie dem menschen ab,
Was preches er inwendig hab.
Pei Stellion der selben stat <
Es reiche pad von wasser hat,
Die gar ser von außwendig heiln,

370 Wormit die hawt sich dut vermeiln.
Auch pei der stat Panirs pad sint, <
Gent durch schifergepirg. ich vint
Der pad treü auff einander stant,
Do weib vnd man zusamen gant,
375 Yds mutersnacket vnd gantz bloß,
Vnd ist die scham darin nit groß.
Enhalb Iakesa von Avern <
Zwei pad von einander nit fern,
Die Saracen eins ynen han,
380 Die cristen eins. hie welt verstan:
Die pad haben ein sulche art,
Was lewt dohin nemen die fart,
In firtzen tagen, sagt man do,
Werden sie leidig oder fro,
385 Sterben oder gensesen drin.
Wan ich was nit lenger darin
Dan ein einige nacht, nit me,
Vnd wart nach trincken mir so we,
Ich wer nit fier tag drin hinkomen,
390 Es het mir all mein krafft genomen.
Kalter kranckheyt hillfft es pey zeyt.
Ein pad ferr in Kastilien leyt <
In eym gepirg vnd fast abweg,
Kumpt an der Iakobsprüder steg.
395 Von im fint ich nit sunder schrifft,
Dan when groß müdi het vergifft,
Der mag darin wol suchen ru;
Die Iacobspruder gen darzu.
In Vngern vil warmer pad sint, <
400 Die man reilich von wasser fint.
Etlich in der Tonaw auffgen,
Do allweg ine paden zwen
Lust halb, dan einer vm ertzney.
Do sint müln zugerichtet pey,
405 Die das padwaßer treybet vm.
Wo es auch in ein weier kum,
Sterben die fisch doch darvon nicht,
Sunder pleiben pey irer pflicht.
Zwischen der Saw vnd auch der Trau <
410 Ein pad acht das lantfolck genaw
Gantz nicht von irer grophet wegen.
Auffwerts ist pey der Saw gelegen <
Ein pad pey dem schloss Muntparis.
Ein meil darvon eins heist Toblis, <
415 Ist aln kalten gelidern gut,
Die es mit hitz erwermen tut,
Vnd went vil iner prechen gar.
Gros hern vnd frawen ziehen dar.
Man pat nurt in dem sumer do,
420 Wan es nit warm ist sunder lo.
Pey Helfenberg do ist ein pad, <
Ist fur die kalten flüs nit schad;

Vnd gar vil folcks ist dar ser yach,
Wan es ist deütschen landen noch.
425 Kalten weibern es frümlich ist.
Von Wien ein halbe tagreis, wist, <
Ein herbes, starck smeckendes pad,
Suptiln vnd zarten leüten schad.
Do pat ob acht dagen niemant.
430 Es wermt erkalte glid zuhant.
Wer aber lenger darin pat,
Das heiß fiber er alspald hat.
Ein pad in der Gastein, verstet, <
Von eim bewerten goldertzt get.
435 Swefel, alaun, arsenicum
Ist auch sein mischung do, darvm
So macht es rot an allem leib.
Wer alle tag funf stund drin bleib
Vnd treibt es über zwentzig tag,
440 Wirt, das er nit mer essen mag.
Vil sterben darin vor amacht
Vnd swacheit. darvm nem sein acht
Ein ider selbs vnd halt die ler,
Wie ich erzelet hab vorher.
445 Wan wer sich recht darin halten dut,
Ist es für das podagra gut
Vnd pringt den weiben swangerheit.
Vnd wer sich nit zu ru bereit
Nach disem pad, der merck das dicht,
450 Darauff gemacht, das also spricht:
"Wem ye das tranck nit well hineyn,
Der eil vnd pad in der Gasteyn."
Zu Paden in der marckgrofschafft <
Sint pad, hant von alaun ir krafft.
455 Funf oder sechs wochen muß man
Do paden, will man hilfe han.
Wer einen fluß het an eim pein,
Fast alt, des hilf ist do nit klein.
Das selbig werck dut es behend
460 Vnd grüntlich, gipt man zu verstend,
Wie doch sein ander hilff sint treg.
Wer in sein fluß weich eyer leg,
Die sint darin gesoten schier.
Warzu ein mensch mag han begir,
465 Ist alles wol zu finden do;
Des zeücht man dar von fern vnd nho.
Eyn pad pei Meintz, genant Wispaden, <
Dut den colerici pald schaden.
Den lust es yn zu essen wert,
470 Darmit den turst gar ser vast mert.
Kalt, pös flüs vnd übrige feücht
Es schnel verzert vnd gantz außzeücht.
Wer sich nit ordinirn do kan
Dursts halben, der laß pald darvan.
475 Zu Ems ein pad doselbest vm, <

Wer pades halben dohin kum,
Ist mer vm lust dan vm gesunt.
Doch wem kalt flüß vnd kretz we dunt,
Die werden schnell geheilet do.

480 Ein pad pei Kalb gelegen nho, <
Genant im Swartzwald das Wilpad,
Ist mancherlei prechen nit schad.
Do vint man auch alles das wol,
Was man zu noturft haben sol.
485 Man trinckt das bad vnd sitzt darinn.
Es streckt die fünf außwendig sin.
Zu iunck, zu alt vnd pettris leüt
Das pad mit seinem tranck erfreüt,
Seübert das hirn, magen vnd derm,
490 Kalt miltz vnd lebern gipt es werm,
Gelsucht vnd wassersucht die peid
Heilt es mit sulcher unterscheid,
Es dut all ir verstopfung auff
Vnd pricht auch mit seinem durchlauff
495 Der lenden vnd der plosen stein
Vnd treibt das griß hinweck gemein.
Doch wer do paden wel der merck,
Das er sein paden allso sterck:
Zum ersten pad aufs wengst, verste,
500 Vnd alle tag einer stund me,
Doch über zeheen stund kein dag.
In disem pad ein yder mag
On speis vnd tranck gar wol bestan,
Pis man sust sol zu tische gan.
505 Doch ein halb stund, so er ge auß,
Spatzier vor, e er kum zu haus,
Oder pfleg ru vnd senfftikeit;
Üb sich auch mit enweng arbeit,
E er zu disch die speis enpfach.
510 Dan sei ym nit zu pade gach.
Thu yds pey rechter zeit vnd weiln,
Wan man kan nichts darmit ereiln.
Der swach pad lang vnd wenig stund,
Vil stund der starck wenig zeit, vnd
515 Der mittel halt das mitel zil,
Wern anders nützlich paden wil.
Der schloff ym pad werd nit erfolt,
Wan was das pad außtreiben solt,
Das züg der schloff alles hinein,
520 Das sunderlich nit nütz mag sein.
Unkeüsch ist auch verpoten ser,
Wan es den menschen swecht vil mer
Dan es im nütz vnd hilflich sei.
Eins von dem pad ich künd darpei:
525 Das es ledige beyn außlöst.
Von ym auch mancher wirt getröst,
Dem es den prunen so ser dreipt,
Das sant noch griß pei ym nit pleipt.

Ein pad Boretra ist genant <
530 Vnd den kauffleüten wol bekant
(Das selb ich hab gespart pisher);
Leyt von Benonia nit fer.
Das dint einr iden complexian,
Wie hallt die kranckheit sey getan.
535 An manen, weiben, iung vnd allt
Vnd wie die persan sey gestallt
Oder wovon die kranckheit sey,
Sol im gesuntheyt komen pey,
Worlich durch dis pad es geschicht,
540 Ob all ertzney sunst hillffet nicht.
Vnd man trinckt es den merern teil.
Es macht leichtvertig, frisch vnd geil.
Wer darin unkeüscht oder schlaff,
Der fellt pald in des dodes straff.
545 Sein tranck purgirt von inen rauß
Vnd treibt all uberflußkeit auß,
Vnd ist die hilff nit ee getan,
Dan pis die stül gantz lauter gan.
Man heists ein muter aller pad,
550 Wan es ist keynem krancken schad,
Allein wer schlefft vnd unkeusch drin.
Das sol ein ider vor besin.
Pey Kur nit ferr ein wilpad ist, <
Leyt pey Sant Benedicten, wist,
555 Genant Pfeffers, diff in einr grufft,
Do tages licht noch windes tufft
Gar fast wenig gemerckt wirt.
Das pad wünderlich hilff gepirt
Vnd wirt fur vil ander gepreist
560 Grosser hilff halb, die es beweist.
Ist fein lauter wie ein cristal.
Sie kochen vnd drincken sein all
Vor grossem wolgesmack vnd güt.
Es krefftigt hertz, sel vnd gemüt
565 Vnd hat nie nimant wee getan,
Dint auch eins iden complexian.
Es fleüst von lauter goldes ertz.
Nymant hat do verdriß noch smertz,
Veriagt allen vnlust vnd grawen,
570 Dint kalt vnd heissen, man vnd frawen,
Dewt wol all speis, das sie nit schat.
Wer den smertzen podagra hat
Mit allen den geschlechten sein,
Dut es offenlich hillffe schein.
575 Lüfft dem gehörd, dint dem gesicht
Vnd waß man sunst von flüssen spricht,
Treybt auch auß all vnreinikeyt,
Die sich im gantzen leib außbreyt.
Ein pad im Sweitz zum Walles heist, <
580 Heilt müd gelider allermeist,

Ist hilflich uberal ym leib.
Vnd wem man den aussatz zuschreib,
Der mag pey zeit heilung erwerben;
Peit er zu lang, er muß drin sterben.
585 Pey Kalb ein pad zu Zell genant: <
Wem die gelsucht thu also ant,
Das er schwintsuchtig werde mit,
Wirt er in firtzen tagen nit
Gesunt darin, so stirbet er.
590 Von im sagt man nit sunders mer.
Ein pad pey Eger zum Elnbogen: <
Dem man auch fast ser noch tut frogen
Grosser hilff halb, die es beweist
Am ruck vnd hüfften, wer dran kreist.
595 Lame gelid vnd sunst vil brechen
Die heilt es, alß die meng tut sprechen.
Noch ist ein pad in obern Swaben, <
Dut man fur diese alle loben:
Hertzogenpaden man es nent.
600 Wunsamer pad wart nie erkent.
Des lusts gleich fint man in keim pad.
Von wannen im herkum die gnad,
Kunt nie kein weiser außstudirn.
Man meint, das ein sunders gestirn
605 Ein sulchen einfluß dohin hab,
Das do kein freid nümer ge ab
Ym herbst vnd meyen zuvorauß.
Do wart nie zweiung oder strauß.
Von wan folck dar kumpt auß eim lant,
610 Oder waß sprach ym sei bekant,
Er sei reich, arm oder ein paur,
Wie schön, suptil, wie grober knaur,
Munch, pfaff, furst, grof oder ein frey,
Von wan er kum vnd wer er sey:
615 Wirt allß vereinet in eim plick.
Do macht sich mancherley geschick
Von essen, trincken, tantzen, springen,
Steinstossen, lauffen, fechten, ringen,
Seitenspil, pfeiffen, singen, sagen,
620 Eynander von vil sachen fragen,
Libkosen, halsen vnd sust schimpfen
Kün sie einander alls gelimpfen,
In wisen, gerten sich ermeyen,
In weld vnd zu den prunen reyen.
625 Nymant den andern hasset nicht,
Spürn, waß Eclesiastes spricht:
"In frolich vnd freyem gemüt
Ein lustgrunendes allter plüt."
Gedencken auch vnd sehen an
630 Den spruch, den spricht der Saloman:
"Die traurikeit mit irm gewallt
Macht mager, geruntzelt vnd allt."
Darvm zu wundern ist von aln,

Den diese ding also fürvaln,
635 Das geistlich vnd keiserlich recht
Verpitung thun pei schwerer echt
An vil enden der welt gemein,
Nicht in den wiltpaden allein,
Sunder in aln samnüngen gar.
640 Gesundert sein der frawen schar
Von manen, auch die iungen gseln
Von iungfrawbilden, vnd ertzeln
Manch pös ursachen vil darpey.
Deshalb sint zugelossen frey
645 Gemeine weib, groß zu bewarn,
Das sust der mensch möcht überfarn.
Nicht sprich ich, das in disem pad
Ymant gesche einiger schad,
Eren halben das sprich ich nicht.
650 Sunderr der al ding weiß vnd sicht
Vnd durch die eynflüs der natur
Lest würcken in sein creatur,
Mag auch dardurch menschlich gemüt
Halten in forcht, ob das geplüt
655 Ye sieden wolt vnd überwaln,
Mag der vernunft darpey einfaln
Ein forcht vnd scham, die das gantz arck
Voruckt, merck, ob sich ye verbarck
Ein frechs hertz in geistlichem kleid:
660 Dem gleichen nempt auch hie bescheid,
Das mancher, frech vnd frey gestalt,
Seim willen do auch dut gewalt,
Darmit sein hertz zu got sich richt
Vnd mit den wercken nachkümpt nicht.
665 Wie art, persan, geperd sich steln,
Darvm sol nimant vrteil feln.
Noch dem man ein sicht außen an,
Wer weiß drum, was er ynnen kan
Vnd warzu er sich zwingen dut,
670 Darmit sein eer stet werd behut,
Der doch darpey in seinem wan
Sich selbs mag fur den ergsten han.
Wo yderman ym sulchs pilt eyn,
Wye möcht ein pessers wesen sein?
675 Wan do würd pald mit reü vnd leit
Eins iden poßheit abgeschneit.
Darvm, ob im gemelten pad
Sich alles folck zusamen lad
In freuntschaft vnd such freid vnd schimpf,
680 Wer wolt das als zu vngelimpf
Alspald verkern, so doch nimant
Yn sulchs pisher zu argem want?
"Lentlich ist sitlich", hort ich ye;
Desgleichen las man pleiben si.
685 Denoch ist ye zu loben pas
Kürtzweilig freid mit mittelmas,

In lib vnd freüntschaft fürgenomen
Dan haß vnd neid stets in sich grumen,
Als in manchem kloster geschicht,
690 Do weis noch perd sich eiget nicht
Vnd yn selber ir hertz abfressen.
Der ding ich weiter wil vergessen.
Vnd fort ein anders fahen an:
So wir nun gnug gepadet han
695 Nach allem lust, vnd auch gelept
Dem artzet nach vnd seim recept
Vnd vnser kranckheit geben ent
Durch sein treü ret vnd regiment,
Ist nun not, das wir nach dem pad
700 Vermeiden, was weiter sei schad.
Ich mein, wer außgewurtzelt het
Die feücht, so yn besweren det,
Vnd alln abpruch im hat getan,
Das er nit wider fahe an
705 Sich zu erstörn mit alter litz.
Wer nit geprauchen wolt der witz
In sich zu schlagen, wie er vor
Funfzeheen oder zwentzig ior
Ym keinen abpruch dete nie,
710 Wolt er des wider pflegen hie,
So sein gelid wern weich vnd neü,
Der magen leichtlich nimpt ein scheü
Ab grober kost vnd herbem tranck.
Vnd was yn vor langsam macht kranck,
715 Det es ytzunt pehend vnd pald;
Ist ee erhitzt, belder erkald,
Die glid vermüt, der kopf beswert.
Darvm, wes er nit sei gelert,
Pring seim doctor etwas vom pad,
720 Lad yn zu haus, es ist nit schad,
Verzichs nit lang, er darf sein wol,
Ob ym die kraft lang pleiben sol,
Die er ym pad erholet hot.
Do gipt er aber treüen rot.
725 Vnd dis mein ler mag nit stat han
Dan an eim reichen, milten man.
Dem kargen kumpt gantz nicht zugut
Wan alles, das dem geld we tut:
Das sint die grösten kranckheit sein.
730 Die armen zeüch ich auch hereyn:
An den enhilft gantz kein gesetz
Ym anfang, end noch in der letz,
Dan das ich glaub, das got der her
Die pad durch sie geschöpft hab mer
735 Dan die den ertzten hant zu lon,
Vnd well darinn yn selbs peiwon
Mit hilff fur all ire beschwer.
Der sie an leib vnd sel erner:
Wunscht yn treülich Hans Foltz barbirer.

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 03.05.00

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