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Minnerede 

 

(32.) Minnerede aus dem cgm 270

1. Lob der guten Fut (Leiderer Nr.XII)

Es ist ie der welt lauff,
daz an der liebin leit der kauff.
mengen fräwet der may,
mengen frewet der turnay,
5 mengen fräwet federspil,
so fräut sich menger trinckens vil.
mengen fräwend jagend hund,
mänger fräwet sich der stund
wenn er zuo dem tanz komen sol,
10 mengem ist mit frawen wol,
mengen fräwent üppig tant,
mengen fräwet sein gewant,
menger kan nit fräud suochen,
er läs dann ab den buochen.
15 die lantfarer fräwent sich,
wenn si varend von reich ze rich.
jeder man hätt hohen muot,
hätt er, was in deuchti guot.
über das alz so fräwet mich
20 ain guotü fud sicherlich,
wenn was man hört oder sicht,
daz ist gen ainer guoten fud nicht.
ain guote fud machet esel wyen,
ain guotü fud machet vogel schryen,
25 ain guotü fud machet hüglich pfawen,
ain guotü fud machet kazen rawen,
ain guotü fud machet frisch heut,
ain guotü fud raizt vich und leut,
ain guotü fud machet rinzen ranzen,
30 ain guotü fud machet münch tanzen.
ainer guoten fud von nataur
der freut sich allü creataur.

Nun merckend, waz die guot fud sy,
die mich machet sorgen frey:
35 wenn ain weipliich pild wol gestalt,
weder ze jung noch ze alt,
hat ain lieplich angesicht,
ir augen, ir brawen wol gericht,
und ist ir die naß slecht.
40 schickt sich der mund darzuo recht,
als ob er von rötin prinn.
sind denn ir wang und ir kinn
von liechter varb, und ir kel
von feiner farb, fein und hel.
45 und davor an dem gerüst,
an des herzen tavel, prüst,
die vornan außpaussen
und auß dem hauptloch laussen
alz ain taub auß ainem kruog.
50 ist ir dann der lyb darzuo cluog,
weder ze kurz noch ze lang,
und daby ain hüpscher gang,
weder ze groß noch ze clain,
und denn zwischen die pain
55 ain prauni fud geflezet
auff ainem herten ars gesezet,
der trucken ist und haisß,
und vast geprämbt umm den kraisß,
vast gebust und vornan offen.
60 ob si das glück hett getroffen,
das si hätt praunes har
vast gepackot on gevar,
und oben wol ummwelbet
und innen rotvar unverselbet,
65 als ob si besezt sey mit lösch,
weder ze lang noch ze rösch
weder ze weit noch ze eng,
das man on ain groß getreng
hofflich darein komen mag,
70 so gelept ich nie so lieben tag.

Ich näms für tanzen und für rayen,
ich näm si für den süssen mayen,
ich näms für silber und für gold,
ich näms für der künig sold,
75 ich näms für all jagend hund,
ich näms für all rot mund,
ich näm si ferer u<m> vil,
für allerhand veder spil.
man mag sich nüz erdencken,
80 daz sich tieffer müg gesencken
in meinez herzen grund und muot
als ain guotü fud tuot.

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 03.05.00

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