Gottfried v. N.

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Gottfried

von Neiffen

 

14. Gottfried von Neiffen

1. Wer gesach ie wunneclîcher mê den süezen meien? (KLD 15.VII)

1 Wer gesach ie wunneclîcher mê den süezen meien?
wer gesach ie baz bekleit den walt und ouch die wunneclîchen heide?
wer gehôrte ie baz diu kleinen vogellîn gesingen
gein der wunneclîchen wunne in manger süezer wunneclîcher wîse?
5 dâ gein fröit sich manic herze, wan daz mîne aleine.
daz muoz iemer trûric sîn, ez wende ir wîplîch güete,
diu mich senden mit gewalde lange her betwungen hât.

2 Owê, triutelehter lîp, sol ich alsus verderben!
owê, spilnder ougen schîn! hei munt gevar nâch wunneclîchen rôsen!
herzen trût, ir wüestet an mir iuwer frîgez eigen.
wie zimt wîbes güete daz, ob ich in senden sorgen sus verdirbe?
5 liebiu frouwe, ich hân iu lange her gedient von kinde:
des lât mich geniezen; seht, sô wirde ich fröiderîche.
obe des niht geschiht, sô muoz mîn spilndiu fröide ein ende hân.

3 Ir vil wunnenclîchen wîp, ir wolgemuoten leien,
wünschet das mîs herzen trût mich von den senelîchen sorgen
scheide:
sô bit ich die guoten daz si lâze mir gelingen.
süeziu Minne, ob daz geschiht, dar umbe ich dîne werden tugende
prîse,
5 Minne, dû weist wol, ez ist diu liebe diech dâ meine.
Minne, hilf daz mir diu hêre troeste mîn gemüete.
obe des niht geschicht, sô wird mir sender sorgen niemer rât.

4 Owê, Minne, sol ich niht den rôten kus erwerben
und den süezen umbevanc, dar zuo ir minneclîchen lîp den lôsen!
süeziu Minne, maht du herzeliep an mir erzeigen?
nu waz treit dich für, ob ich nâch der vil herzelieben lieben stirbe?
5 Minne, ich muoz verderben, obe ich niht die fröide vinde.
ach dur got, vil saelic wîp, noch helfet helfeclîche!
süeziu Minne, frâge sie dur got waz ich ir habe getân.


2. Schouwet ûf den anger (KLD 15.XIV)

1 Schouwet ûf den anger:
winter wert niht langer;
kleine vogel twanger.
diu heide ist worden swanger:
5 si birt uns rôsen rôt.
man hoert vogel singen,
man siht bluomen springen,
dur daz gras ûf dringen;
ir swaere wil sich ringen
10 als in diu zît gebôt.
alsus enpfâhen wir den süezen meien!
wol ûf, ir hübschen leien!
wir suln die fröide heien,
vil froelîch tanzen reien.
15 ahî, solt ich mich zweien
mit ir diu mir mac wenden sende nôt.

2 Lât mir sorgen swinden,
lât mich föide vinden,
lât den kriec erwinden;
ir sult iuch underwinden
5 mîns herzen, saelic wîp.
frouwe, ir sult mir mêren
fröide, leit verkêren,
hôchgemüete lêren.
frou Minne, bit die hêren
10 daz mich ir kiuscher lîp
getroeste: nûst si doch mîn küniginne.
vil minnenclîchiu Minne,
getroeste mîne sinne,
sît ich nâch liebe brinne.
15 ob ich den trôst gewinne,
der tac mir mac wol heizen leitvertrîp.

3 Wer kan trûren swachen?
wer kan fröide machen
mit vil lieben sachen?
wer kan lieplîche lachen?
5 ir mundes rôter schîn.
wer kan trûren wenden?
wer kan sorge swenden,
sende nôt volenden?
wer kan helfe senden?
10 diu liebe frouwe mîn,
diu mich ir hât von kinde her gebunden.
si kan mîn herze wunden.
daz hân ich wol befunden
daz ich bin überwunden
15 nu unde zallen stunden.
si sol mir wol dur reht genaedic sîn.

4 Wer kan leit vertrîben?
wer kan frô belîben?
nieman wan bî wîben.
des wol ir süezen lîben!
5 si sint für trûren guot:
als des meien blüete
fröit ir wîplîch güete:
sie gent hôchgemüete.
daz got ir lîp behüete,
10 doch mir ir einiu tuot
vil selten liep, die ich mit triuwen meine.
diu süeze und diu vil reine
der helfe ist gein mir kleine,
der ich von kindes beine
15 gedienet hân aleine,
daz sie noch nie getrôste mir den muot.

5 Ach wan solte ich schouwen
liep mîns herzen frouwen!
in den grüenen ouwen,
in luft und ouch in touwen
5 wart lieberz nie gesehen
daz sô lieplîch waere
guot für sende swaere,
sam diu seldebaere.
wie wol ich daz bewaere,
10 kund ich ze rehte spehen!
ir munt, ir kel und ouch ir liehten wangen
diu hânt mich ir gevangen.
nâch ir muoz mich belangen.
het ich den trôst enpfangen,
15 sô waer mîn leit zergangen.
ich hân noch wân daz mir wil liep beschehen.

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 28.05.00

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