Noch'n paar Sonette
Biotop 3
U-Bahnhalt City/Stadtmitte
Stahlbeton und Schienenstränge
Atem, Hüfte, Schenkel, Titte
im Gedränge - Menschenmenge
Penner liegend im Gekröse
Tauben mit verklumpten Krallen
grell umblinkt schmatzt satte Möse
geilen Männern zu gefallen
Mädchen (Kinder) schlanke Jungen
Ketten um den Arm geschlungen
tauschen Körper gegen Kohle
bieten alles - wollen leben
würden selbst die Seele geben
Dschungel einer Metropole
Porno
RTL plus - Männermagazin
Der Rüde hat statt schlaffem Seil
nen Knochen und kann unversehrt,
auch wenn die Unlust an ihm zehrt,
der Hündin geben ihren Teil.
Der Mann - als Macho - immer geil,
muss stets bereit sein, unbeschwert
bringt ers, im Liebeskampf bewährt,
weit mit nem Penis, aufrecht steil.
Ein Mann muss hart, doch melancholisch blicken,
er muss den Body builden, joggen, kicken,
er gibt sich niemals ab mit Emanzicken
und wird sie schnellstens in die Wüste schicken;
selbst wenn er völlig down, die Knie knicken
ihm ein, so ist er allezeit bereit zum Ficken!
Kulturdeutsch
oder 'Was ein rechter deutscher Mann liebt'
Schwein
Lende
Ente
Wein
Leib
Lüste
Brüste
Weib
Mahnen
Schwanen
Gesang
Schwelgen
Welken
lebenslang
Wein und Wahrheit
funkelt Wein im Kristall
mundgeblasen geschliffen gefräst
Reben Blattwerk Geäst
glänzt daraus rund und prall
blüht wie Feuer am Rand
rote Lohe Burgunder blaurot
züngelt aufwärts dem Tod
beinahe artverwandt
wer in der Kelter stand
wer im Vergehen Werden fand
wird nie der Trester sein
tiefer war nie ein Fall
bebender nie ein leiser Hall
drum schenkt mir noch mal ein
Geschlossene Abteilung
Dort, wo Not nur herrscht,
tief in Herz und Sinn;
wo - selbst eingepfercht -
Zeit sich klagt: verrinn!
Wo in dunkler Nacht
hellster Tag erscheint,
und in tiefstem Schacht
trockne Träne weint.
Eine Hand, sie streckt
sich nach meiner aus;
und ich - tief erschreckt -
weiß nicht ein noch aus,
halte mich bedeckt,
schleiche mich hinaus.
Dunkle Gedanken
Langsam senkt die Nacht sich nieder,
dunkel wird es - finster -
grau und fahl - Gespinster -
töricht duftet blauer Flieder.
Überm Berg, der Mond, kommt wieder,
glimmt im wilden Ginster,
aus dem Dunkel grinst er,
flötet seine alten Lieder.
Hast zur Nacht gebetet Du,
findest trotzdem keine Ruh,
hörst die alten Weisen;
seit dem späten Abendrot
um das Leben, Leid, um Tod
die Gedanken kreisen.