Der Schachzug

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Schachzug - Text

 

 

Der Schachzug

oder

Das Bauernopfer

Die Verleihung des Markt-, Münz- und Zollrechtes

über Wiedenbrück an den Bischof von Osnabrück

 

Eine Szene aus dem zehnten Jahrhundert

als Demonstration der Machtpolitik der Ottonen

im Spiel der weltlichen und kirchlichen Gewalten

 

Personen/Bühne

Personen/Rollen/Spieler:

Otto I. – der Große –, deutscher König 936, Kaiser 962, † 973
    Arnold Bergmann

Adelheid von Burgund, die Witwe Kg. Lothars von Italien, Tochter Kg. Rudolfs II. von Burgund; 2. Frau Ottos I. 951
    Martha Antczak

Drogo, Bischof von Osnabrück, 950-969
    Diana Disselkamp

Heinrich, Herzog von Bayern; jüngerer (als Königssohn geborener) Bruder Ottos I.
    Volker Billen

Liudolf, Herzog von Schwaben; Sohn Ottos I. aus der Ehe mit Edgith († 946), der Tochter des engl. Kg. Eduard d.Ä.
    Karl-Heinz Simon

Abraham, Notar des Königs (Vertreter des Kanzlers Bruno – Ottos Bruder –, des späteren Erzbischofs von Köln)
    Jürgen Nentwig

Frodo (Bruder Johannes Tzimiskes, des späteren byzantinischen Kaisers und Vaters von Ottos Schwiegertochter Theophanu)
    Nico Venjacob

Hildegardis, eine weise, blinde Frau (Seherin).
    Bärbel Page

ein Herold

Bewaffnete

Volk
    unter Mitwirkung von „Kramer Zunft und Kurtzweyl“

Die kursiv geschriebenen Namen sind fiktiv, die Angaben zu den sonstigen Personen entsprechen den überlieferten historischen Fakten.

 

Bühne/Bild:

Die Bühne bleibt bei allen drei Bildern gleich; sie ist recht spartanisch-funk­tional ausgestattet; alle Gegenstände tragen symbolische Bedeutung auf das Königtum bezogen. Der Bühnenraum ist in einen angedeutete spätantik-ro­manischen Rahmen gefasst. 

Im Zentrum der Bühne steht ein angedeuteter Königsthron (ein mobiler, goldener, hochlehniger Stuhl), auf welchem König Otto ab Szene 2 Platz nehmen wird; ein kleinerer gleichartiger für Königin Adelheid steht unmittelbar rechts daneben. Unmittelbar rechts daneben steht ein bescheidenerer, aber immer noch prächtiger (silberner) Stuhl für Bischof Drogo von Osna­brück.

Rechts davon befindet sich ein kleiner Tisch mit Schachbrett und zwei Ho­ckern; hier sitzen schon vor Beginn des eigentlichen Stückes die Rivalen Heinrich von Bayern und Liudolf von Schwaben, dahinter hockt die blinde Hildegardis.

Links von der Königsgruppe befindet sich ein Lese-/Schreibpult, an dem der Notar Abraham wirkt.

Der Raum ist mit hellen Fellen/Stoffen weich ausgestattet.

Bühnenmalerei/-sprayerei
    Moritz Schlubach und Markus Jahn

Idee, Bühne, Ausstattung & Regie:
    Rüdiger Krüger

Eine Initiative der Volkshochschule Reckenberg-Ems - Laienspielgruppe „Theater Theater“

Zum 1050. Jubiläum der Verleihung des Mark-, Münz und Zollrechtes an Wiedenbrück im Jahr 2002


 

 
 
 
 

 

 

König und Lehrmeister, Stockholm, Cod. Vu. 18, 14. Jahrhundert

 
Mittelalterliche Schachdichtung als Lehrdichtung

Das „Schachzabelbuch“ Konrads von Ammenhausen (1337) gilt als die bedeutendste deutsche Schachdichtung des Spätmittelalters.

Das ursprünglich aus Indien (7. Jhdt.) stammende Schachspiel verbreitet sich in Europa seit dem 10. Jahrhundert, noch vorhandene kostbare Schachsteine aus dem Besitz von Kirche und Adel zeigen dies. Das weit überaus beliebte Kriegsspiel bietet mit seinen funktionsbestimmten Spielfiguren ein Modell der mittelalterlichen Gesellschaft, das die zahlreichen Schachdichtungen, wie beispielsweise das „Schachzabelbuch“, als Strukturmodell aufgreifen.

Die Spielsteine verkörpern Stände und Berufe: Die „edlen“ Figuren (Nobiles) die Adelshierarchie und die acht Bauern (Populares) den Bauernstand und weitere sieben Handwerke und Berufe.

Der Dichter als Lehrer mahnt, die Spielregeln im gesellschaftlichen Miteinander zu respektieren. Adressat dieser Erklärungen ist der König, dem der Lehrer anhand eines Schachbrettes als Memotafel das Spiel erklärt (vgl. die Abb.). Die festen Regeln der Spielzüge verweisen auf die Verhaltensregeln des betreffenden Standes der Spielfiguren. Die enge Verknüpfung von Gesellschaftsethik und Individualethik ist Grundlage der Didaxe im „Schachzabelbuch“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Wiedenbrücker Urkunde von 952

 

 Text der Urkunde in Übersetzung:

Im Namen der heiligen Dreifaltigkeit geben wir, Otto – König aus Gottes Gnade  allen jetzigen und zukünftigen Untertanen fol­gendes zur Kenntnis:

Der Bitte des ehrwürdigen Bischofs Drogo von Osnabrück, in dem Ort „Wiedenbrück“ eine Münze und einen öffentlichen Markt zuzulassen, wird entsprochen. Zu unserem Seelenheil soll Kraft königlicher Autorität dem Bischof Drogo von Osnabrück und all seinen Nachfolgern der dem König zustehende Zoll und Gewinn sowie alle Abgaben aus Münze und Markt in vollem Umfang zustehen.

Mit Nachdruck bestimmen wir, dass keine juristische Gewalt je diese Vollmacht stören soll oder den Wiedenbrückern sonstige Abgaben auferlegen kann; ja im Gegenteil, dass nur der Bischof und seine Nachfolger ohne jegliche Abzüge in den Genuss dieser Finanzmittel kommen soll.

Siegel und Unterschrift des Königs, verkündet am 7. Juni 952, im 16. Jahr der Königsherrschaft Ottos, verhandelt und geschrieben zu Dornburg.

Und ich, Notar Abraham, habe diese Urkunde in Vertretung des Erzkanzlers Bruno gegengezeichnet.


 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 25.07.06

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