Otto z. T.

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Otto

zem Turne I

 

23. Otto zem Turne I

1. Der hôhen und der aller liebsten Minne (SMS XVIII,1)

Der hôhen und der aller liebsten Minne
der wil ich iemer ûf genâde singen.
ich weiz ein wîp, diu wont mir in dem sinne:
und wolte sî mich der ze suone bringen,
5 Sô daz sî mit mir waere und ouch mit triuwen,
und daz sî beide taeten swaz ich hieze,
mit lieben handelungen und mit niuwen,
sô lange biz daz ich sî beide erlieze,
Sô wolte ich fröiden rîcher sîn
10 dan künic oder künigîn.
Der nahtegale wolte ich mich gelîchen:
wie könde an fröiden ieman mêr gerîchen?
ich waere ouch rîcher danne ein man,
der leit noch liebe nie gewan.
15 Und solte ich mich dur sî niht vrô gebâren?
sist kiuscher danne ein kint von siben jâren:
ir herze in solker süeze stât,
daz ez noch niender gallun hât.
Ir wonet geist sô rehter guoter tiere,
20 sî hât den liuten sich geliebet schiere.
sî lachet als ein kindelîn,
daz kroenet gegen der muoter sîn.
Ir lîp der ist sô jegerlich geschaffen,
ein steinîn herze müeste an sî vergaffen.
25 swer sî des morgens an gesiht,
den tac im niemer leit geschiht.
Sî hordet zaller sît an tugenden baz
gewaerlîch dan der baldest an gewalte.
sî mordet swaz ir êren ist gehaz:
30 sî flîzet sich, wie sî den prîs behalte.

Eins edelen valken ougen brûn
diu siht man blicken ûz dem wîzen kasten,
dar inne sich ein lieber wol ersaehe.
dar umb gebraewet ;ist ein zûn,
35 dar under siht man liehtiu wengel rasten:
sô wol im, dem ze wonenne dar geschaehe!
Ir hende wîz die zient an sich
die besten forme, dunket mich:
sî hânt der minne paradîs beslozzen
40 sô wol, daz sîn noch nieman hât genozzen.
ir arme die sint alsô karc,
daz sich noch nieman drin verbarc.
Ir mündel ist sô zart gestellet, daz
ez niht wan süeze fîne rede machet.
45 zwei gründel stânt ir wengelînen baz:
diu hât si doch ze stiure swem sî lachet.
Swâ sî daz jâr mit willen ist,
dâ mac man âne sorgen sîn der rîfen,
daz sî iht schaden boumen ald den blüeten.
50 ez wart nie man in langer frist
sô kranc, dem sî die âdern wolte begrîfen,
des dörfte niemer arzât mê gehüeten.
Swar sî kurzewîle vert,
dâ hât daz liep dem leide erwert,
55 daz ez muoz die riviere balde rûmen,
und mac dâ niemer mensche mê gesûmen.
sî trîbet daz gelückes rât,
dem sî dâ wil, den rehten pfat.
Ach, Minne, möhte ich ir gedienen sô,
60 daz sî mir noch daz paradîs entslüzze!
dar inne ist man alsô rehte vrô,
ich weiz wol daz mich niemer dâ verdrüzze.
Ach rîcher got, und waer daz wâr,
sô wolte ich noch den süezen hort betasten,
65 den sî sô wirdeclîchen hât behalten.
dar umbe wolte ich drîzic jâr
ze wazzer und ze brôte gerne vasten
und ouch die wîle in einer prisûn alten.

'Her Türner, lânt die rede sîn.
70 ein wîp durliuhtic unde fîn,
diu sich vor allem wandel hât gefrîet
und sich in staete wirde hât gezwîet,
Der sol man billich holder sîn
dann einem tumben rîberlîn,
75 daz sich vor mannen noch vor wîben schamet
und als ein wilder wolf ist ungezamet.'
Für die sô wil ich guoten wân
zuo mîner lieben vrouwen hân:
diu ist sô tühtic und sô fîn,
80 daz ich durch sî wil lân die kranken minne sîn.

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 28.05.00

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