puella - Vorwort

Home
Nach oben

 

 

Einleitungen

 

Da der Band auch in seiner zweiten Auflage von 1993 nunmehr seit über einem Jahr vergriffen ist, wurde er hier im Netzt der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. 

 

Einleitende Bemerkungen zur ersten Auflage

Das vorliegende Bändchen versammelt Gedichte des 12. und 13. Jhs, die ganz oder teilweise der Beschreibung der weiblichen Körperschönheit gewidmet sind. Die wichtigsten Sammlungen der mhd. Minnelyrik - siehe Literaturverzeichnis - wurden hierzu ausgewertet, wobei aus den 'Schweizer Minnesängern' nur wenige wichtige Beispiele aufgenommen wurden. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, andererseits fehlt aus dem angegebenen Zeitraum kein Text, der in bezug auf die Darstellung weiblicher Körperschönheit etwas Neues bringt, in der Entwicklung der Schönheitsdarstellungen eine bemerkenswerte Rolle einnimmt. Von vielen der hier versammelten Autoren sind weitere Texte zum interessierenden Genre überliefert; ausgewählt wurde stets der aussagekräftigste.

Die Graphie der Texte richtet sich nach den jeweiligen Ausgaben, wobei geringfügige Eingriffe, wie Auflösung von Kürzeln oder Ligaturen etc., stillschweigend vorgenommen wurden. Worterklärungen und ähnliche Hilfen zu den Texten werden nicht geboten, da nachgeprüft wurde, dass alle Wortformen mit den gängigen Wörterbüchern, wie Lexers mhd., Fischers schwäbischem und Schmellers bayerischem Wörterbuch und unter Zuhilfenahme einer mhd. Grammatik aufgelöst werden können. Bei den Angaben zu den Autoren und Texten im Anmerkungs-Anhang des Bandes sind jeweils nur wenige Hinweise zur schnellen Orientierung zur Herkunft, historischen Einordnung und zum Werk gegeben.

Da die Texte bzw. Autoren in eine chronologische Reihenfolge gebracht sind - soweit sich eine zeitliche Einordnung im Einzelfall vornehmen lässt -, und da außerdem die in den Texten benannten Körperteile durch Schrägdruck hervorgehoben sind, lassen sich schon beim flüchtigen Durchblättern quantitative Tendenzen und qualitative Entfaltungen der Beschreibung weiblicher Körperschönheit in nuce erkennen. Das Verfahren der stets nach ähnlichen Mustern ablaufenden Beschreibung der Körperschönheit sowie die Herkunftsmöglichkeiten dieser Beschreibungsmuster werden in einer ausführlichen Studie erörtert. Hier wird weiteres Textmaterial besprochen, das teilweise direkt im Text zitiert, teilweise im Anschluss an die mhd. Lieder im Textanhang abgedruckt ist. Außerdem werden hier einige Hinweise zur Einordnung der im mhd. Textteil versammelten Lieder in die Tradition der Körperbeschreibung gegeben.

Sowohl für die Auswahl der Lieder wie auch für die Art der Anmerkungen zu den mhd. Autoren und Texten und die Schwerpunktsetzung in der Studie war das Ziel der Helfant-Texte, für den akademischen Unterricht mal. Literatur an die Hand zu geben, bestimmende Leitschnur. Diesem Ziel folgend wurde bei der Textauswahl darauf geachtet, dass sich neben den Beschreibungen von weiblicher Körperschönheit noch weitere motivliche, formal-metrische etc. Berührungspunkte zwischen den Liedern festmachen lassen. Zu diesem Zweck wurden sowohl einige Lieder aufgenommen, die Reflexionen über das Minne-Phänomen bringen, als auch Lieder, die über Körperlichkeit generell, v.a. körperliche Aktivitäten zwischen den Geschlechtern, Auskunft geben, stets mitberücksichtigt, um das vorgegebene Thema in größerem Rahmen zur Diskussion stellen zu können, und um die Phänomene hohe vs. niedere Minne, Realitätsgehalt mhd. Lyrik, Epigonentum u.ä. in die Diskussion einbeziehen zu können. Auch die beiden Hauptlinien der Herkunftsmöglichkeiten der Körperbeschreibungsmuster aus mal. Rhetorik und 'Hohem Lied' sowie die Einordnung in die Topos-Forschung, wie sie die Studie darstellt, dienen dem Zweck, diese Bereiche an einem eng umgrenzten Thema für das selbständige Weiterstudium anregend anzubieten. Dementsprechend schließt eine Bibliographie, die v.a. die vorgenannten Bereiche erschließt - zur engeren Minnesang-Forschung sind nur wenige Titel aufgenommen - den Band ab.

Ein Band dieses Umfangs, der mhd. Texte in der jeweiligen Graphie der Ausgaben versammelt und eine nicht ganz einfache Studie umfasst, wird wohl ohne kleinere Fehler nicht fertigzustellen sein. Dies gilt v.a., wenn alle Arbeiten bis hin zur Druckvorlagen-Erstellung am Computer von einer Person bewältigt werden mussten. Kleinere Satzfehler bitte ich daher zu entschuldigen.

Doch nun genug der einleitenden Worte, überlassen wir den mittelalterlichen Autoren das Wort.

Stuttgart, Ludwigsburg im Oktober 1986

Rüdiger Krüger

 

Vorbemerkung zur zweiten Auflage

Doch noch einige weitere einleitende Worte zur zweiten Auflage, bevor die Autoren das Wort erhalten.

Der Aufforderung des Verlages, eine zweite Auflage des seit etwa einem Jahr vergriffenen Bandes vorzubereiten, bin ich gerne nachgekommen. In der 'helfant edition' hat Andreas Mielke kürzlich als T 11 den Band 'NIGRA SUM ET FORMOSA - Afrikanerinnen in der deutschen Literatur des Mittelalters' vorgelegt, der auf Seite 12 als unmittelbare Anregung für seine Sammlung von der Epik entnommenen Beschreibungen schöner Schwarzer Frauen auf die vorliegende 'puella bella' verweist, und anmerkt: "Das Bild der 'puella bella africana' fehlt in diesem Werk ['puella bella'] vielleicht nicht nur wegen des Gattungsunterschieds der Quellen [sic!], sondern auch wegen des Rangunterschieds der schönen Frauen: In der mhd. Epik erscheint die Afrikanerin nicht als 'puella', sondern zumeist als 'regina bella africana'". Um allen Interessierten die Möglichkeit des Vergleichs des Topos 'puella bella' in der mhd. Minnelyrik mit der 'regina bella africana' der mhd. Epik zu ermöglichen und im akademischen Unterricht eventuell beiden Traditionssträngen nachzuforschen, liegt nun hier die 'zweite verbesserte und vermehrte Ausgabe' des Bandes vor.

Rezensenten der ersten Ausgabe bemängelten mit Recht die unverhältnismäßig hohe Fehlerzahl v.a. in den mhd. Texten. So wurden alle Texte nochmals einem Vergleich mit den Originalen unterzogen und - hoffentlich - der Großteil der Fehler (auch in der Studie) eliminiert. Zugleich wurden die den Strophenaufbau verdeutlichenden Einrückungen der Ausgaben übernommen. In wenigen Fällen wurde die zitierte Ausgabe geändert, um ein möglichst breites Spektrum an Textausgaben zu berücksichtigen; ist doch für den akademischen Unterricht auch das Aufsuchen der Originalausgaben mit den jeweiligen kritischen Apparaten und Kommentaren dringend geboten, auch um unterschiedliche Editionsprinzipien vorzustellen.

Ansonsten wurden die Textkorpora zweier Autoren geringfügig erweitert und ganz neu mehrere Lieder bzw. Strophen von Neidhart aufgenommen. Als burlesker Zeitgenosse Walthers von der Vogelweide steht Neidhart in scharfem Kontrast zu den Sängern des höfischen Minnesangs, v.a. was seine äußerst freizügige Sprechweise über Körperlichkeit und Sexualität angeht. Er passt so als 'Gegengesang' und Vorbereiter von Texten wie beispielsweise das 'Lob der guten Fut' sehr gut in unsere Sammlung, die ausgehend vom Topos 'puella bella' ja auch den Blick auf Phänomene des Minnesangs generell richten möchte.

In der Studie, den Anmerkungen zu den Autoren und den Literaturverzeichnissen wurden außer den allfälligen Verbesserungen von Fehlern nur wenige Änderungen vorgenommen. So wurden einige wenige Ergänzungen in den Literaturverzeichnissen vorgenommen, Neidhart neu in die Anmerkungen zu den Autoren aufgenommen und in der Studie kleine Änderungen angebracht sowie ein knapper Exkurs zu Neidhart eingearbeitet.

Um den Band besser erschließen zu helfen, ist er um zwei Register erweitert worden. Zunächst ein Verzeichnis der Lied- bzw. Gedichtanfänge und -überschriften. Sodann - für die Handlichkeit des Bandes im täglichen Gebrauch eigentlich unerlässlich - ein Register der Körperbezeichnungen, in das auch einige wenige metaphorische Umschreibungen mit aufgenommen wurden.

Ich danke allen Fachkollegen, die mir Hinweise und Ermutigungen gaben, sowie den Studentinnen und Studenten, die mir über ihre Erfahrungen im Umgang mit dem Band im akademischen Unterricht berichteten, und mir zeigten, dass der eingeschlagene Weg richtig war.

Vor allem danke ich meiner Frau, die einerseits alle nhd. Teile sorgfältig Korrektur gelesen hat, und mir andererseits neben vielfältigen hauptberuflichen Verpflichtungen ermöglicht, weiterhin - in bescheidenem Umfang - in der Altgermanistik in Forschung und Lehre mitzuwirken.

Karlsruhe, Bad Wildbad im April 1993

Rüdiger Krüger

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 24.04.00

Wichtiger Hinweis zu allen Links dieser Seiten:
Mit Urteil vom 12. Mai 1998 - 312 O 85/98 - "Haftung für Links" hat das Landgericht (LG) Hamburg entschieden, dass man durch die Anbringung eines Links die Inhalte der eingebundenen Seite ggf. mit zu verantworten hat. Dies kann - so das LG - nur dadurch verhindert werden, dass man sich ausdrücklich von diesen Inhalten distanziert.
Ohne auf die Diskussion um dieses Thema im WWW weiter einzugehen, wären wir selbstverständlich übel überrascht, auf den von uns verlinkten Seiten Dinge zu finden, von welchen wir uns ausdrücklich distanzieren müssten!