1875
Eine ganz und gar wahrscheinliche Begebenheit zu Calmbach
von
Siegfried Carl
Uraufgeführt von der
Theatergruppe der vhs oberes enztal
Personen (Rollen in der Reihenfolge des Auftritts (nebst den
Darstellern der Uraufführung)):
Flößer Johann Friedrich Dürr: Hans-Jörg Erhard
Wirtsfrau Emma Dürr (verwit(t)wet): Johanna Wack
3. Wirts-Tochter Margarethe Dürr (ledig) - genannt Gretel: Birgit
Kocheise-Miller
1. Wirts-Tochter Agatha Barth (verwit(t)wet): Barbara Limberg
Johann Friedrich Dürrs Frau Anna: Waltraud Graf-Rieber
Philippina Textor (Holzhändlerswit(t)we): Clärenore Treumann-Gottschalk
Pfarrer Fürchtegott Helfreich: Rüdiger Krüger
seine Frau Helene: Susanne Collenbusch
Holzgroßhändler Gerhard Gernhardt: Elmar König
2. Wirts-Tochter Elisabeth Gernhardt (verh. mit G.G.) - genannt Lisbeth: Marlies
Kleinheyer
Sägewerksbesitzer Wilhelm Proß - genannt Willi: Uli Rothfuss
dessen Frau Erna: Elke Rothfuss
Stab - Technik - Ausstattung etc. der Uraufführung:
Inszenierung: Rüdiger Krüger
Maske: Carole Bott
Kostüme/Requisite: Susanne Collenbusch, Barbara Limberg
Technik/Beleuchtung: Ewald Wack, Rüdiger Krüger
Sekretariat: Antje Thiell
vhs oberes enztal
Haupstraße 2 * Rathaus Calmbach
7547 Wildbad i. Schw.
Tel.: 07081/7056
PREMIERE AM MONTAG, 16. SEPTEMBER 1991
IM "BIRKENHOF" * CALMBACH
weitere
Aufführungen siehe Tagespresse und Plakatierung
AUFFÜHRUNG AM DONNERSTAG, 19. SEPTEMBER 1991
IM "KLOSTERKELLER" * HIRSAU
Wir danken Herrn Dieter Reichle aus Würzbach für die
Überlassung von historischen Kleidungsstücken und sonstigen Requisiten aus dem
vergangenen Jahrhundert.
Außerdem gilt unser Dank der Familie Barth vom Calmbacher
"Birkenhof" für die vielfältigen Hilfen und große Geduld mit der
Theatergruppe der vhs oberes enztal.
Handlung
Ort und Zeitpunkt der Handlung:
Wirtsstube in Calmbach am Sonntag, 22. August
1875 gegen 22.30 Uhr. In der Mitte der Wirtsstube großer, runder Stammtisch.
Seitwärts ein schön eingedeckter Tisch für vier Personen. Abseits - ein
kleinerer 'Katzentisch' ohne Tischdecke. Unordnung, umgestürzte Mostkrüge,
umgefallene Stühle, Blutlache auf dem Boden.
Prolog
Zuschauer werden erst in den Theater- bzw. Wirtsraum
eingelassen kurz bevor Emma Dürr putzend, jammernd den Raum betritt. Bis dahin
ist im Foyer eine Ausstellung zum Leben in Calmbach in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts zu besichtigen, die (quasi als Prolog) in das Stück einführt.
Einlass
1. Szene
Emma Dürr, vor sich hinjammernd, putzt die Blutlache
auf und räumt die umgeworfenen Stühle und Mostkrüge auf. Am Stammtisch sitzt
vor einem halbvollen Mostkrug mit stierem Blick Johann Friedrich Dürr.
Es treten nacheinander auf: Margarethe Dürr (bleich, geschockt) und Agatha
Barth (ein Energiebündel, keifend) - beide berichten aus ihrer Sicht über das
vorausgegangene Geschehen.
Streitpunkt: Liebeshändel wegen Margarethe
Dürr --> Individualschuld.
Zwischenstück:
Flößersfrau bittet Johann Friedrich Dürr um Geld
für die Kinder.
2. Szene
Agatha Barth sieht durch das Fenster Philippina Textor
mit Pfarrer Fürchtegott Helfreich im Gespräch vertieft von der abendlichen
Bibelstunde heimkehren und berichtet davon, sie ruft zum Fenster hinaus, um die
beiden nebst der Frau Pfarrer ins Wirtshaus zu bitten. Philippina Textor,
Fürchtegott Helfreich und dessen Frau Helene kommen in die Gaststube. Kurzer,
zusammenfassender (durch allerlei Zwischenbemerkungen unterbrochener) Bericht
der Ereignisse durch Agatha Barth, assistiert durch Mutter und Schwester.
Streitpunkt: politische Zustände (dt.
Einigung, Währungsumstellung, Militär), soziale Probleme -->
Kollektivschuld.
Zwischenstück:
Flößersfrau bittet Johann Friedrich Dürr um Geld
für die Kinder.
3. Szene
Großkotzig betritt Gerhard Gernhardt mit Ehefrau
Elisabeth, gefolgt von Sägewerksbesitzer Wilhelm Proß mit Ehefrau Erna.
Bericht der Frauen, v.a. Agatha Barth und Emma Dürr, an Elisabeth Gernhardt und
Gerhard Gernhardt - Willi Proß und Frau werden links liegen gelassen.
Geschäftsverhandlungen zwischen Gerhard Gernhardt und Willi Proß
(Holzauktionen, Bahnverladung, Schulden, Flößerlöhne etc.). Steigernder
Streit, der nach und nach alle, die von Gerhard Gernhardt in irgend einer (meist
finanziellen) Form abhängig sind, mitverwickelt. Schuldprojektion des
Totschlags und aller Probleme auf Gerhard Gernhardt
G.G. wird gelyncht. Letztlich nur P.T.
widerspricht der Notwendigkeit des Todes-Urteils.
Streitpunkt: wirtschaftliche Probleme,
Abhängigkeit aller von Gerhard Gernhardt --> Schuldprojektion.
Finale
Vor der Bühne stehen alle Mitwirkenden, einer nach
dem anderen tritt vor und gibt ein Statement ab, das aus seiner Sicht den Tod
Gernhardts 'begründet', kommentiert.
Epilog
aus den Wolken (oben auf der Bühne) Der moderne,
neureiche Geschäftsmann Jerry Gernhard wird vom MANAGER-Magazin als der
ehemalige Shooting-Star der Investmentszene interviewt - jetzt: Manager des
Monats!