Elise Lebret

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Dem gnädigsten Herrn von Lebret

Sie, Edler! sind der Mensch, von dem das Beste sagen
Nicht fälschlich ist, da jeder Mensch es kennet,
Doch die Vollkommenheit enthält verschiedne Fragen,
Wenn schon der Mensch es leicht bezeuget nennet.

Sie aber haben diß in recht gewohntem Leben,
In der Gewogenheit, von der sich Menschen ehren,
Das ist den Würdigern als wie ein Gut gegeben,
Da viele sich in Noth und Gram verzehren.

So unverlierbar diß, so geht es, hoch zu gelten,
Aus der Gewogenheit; die Menschen leben nimmer
Allein und schlechterdings von ihrem Schein und Schimmer,
Der Mensch bezeuget diß und Weisheit geht in Welten.

StA, Band 2, Seite 282.

An Lyda

Trunken, wie im hellen Morgenstrale
Der Pilote seinen Ozean,
Wie die Seeligen Elysens Thale
Staunt' ich meiner Liebe Freuden an,
Thal' und Haine lachten neugeboren
Wo ich wallte trank ich Göttlichkeit
Ha! von ihr zum Liebling' auserkoren
Höhnt ich stolzen Muths Geschik und Zeit.

Stolzer ward und edler das Verlangen
Als mein Geist der Liebe Kraft erschwang,
Myriaden wähnt' ich zu umfangen
Wenn ich Liebe, trunken Liebe sang,
Wie der Frülingshimmel, weit und helle,
Wie die Perle schön und ungetrübt,
Rein und stille wie der Weisheit Quelle
War das Herz von ihr, von ihr geliebt.

Sieh! im Stolze hatt' ich oft geschworen,
Unvergänglich dieser Herzverein!
Lyda mir, zum Heile mir geboren
Lyda mein, wie meine Seele mein,
Aber neidisch tratt die Scheidestunde,
Treues Mädchen! zwischen mich und dich,
Nimmer, nimmer auf dem Erdenrunde,
Lyda! nahn die trauten Arme sich.

Stille wallst du nun am Rebenhügel
Wo ich dich und deinen Himmel fand,
Wo dein Auge, deiner Würde Spiegel
Mich allmächtig, ewig an dich band!
Schnell ist unser Früling hingeflogen!
O du Einzige! vergieb, vergieb!
Deinen Frieden hat sie dir entzogen
Meine Liebe, tränenvoll und trüb.

Als ich deinem Zauber hingegeben
Erd und Himmel über dir vergaß
Ach! so seelig in der Liebe Leben
Lyda! meine Lyda! dacht' ich das?

StA, Band 1, Seite 128.

Melodie

An Lyda

Lyda, siehe! zauberisch umwunden
Hält das All der Liebe Schöpferhand,
Erd' und Himmel wandeln treu verbunden,
Laut und Seele knüpft der Liebe Band.
Lüftchen säuseln, Donner rollen nieder -
Staune, Liebe! staun' und freue dich!
Seelen finden sich im Donner wieder,
Seelen kennen in dem Lüftchen sich.

Am Gesträuche lullt in Liebesträume
Süße Trunkenheit das Mädchen ein,
Haucht der Früling durch die Blüthenbäume,
Summen Abendsang die Käferlein;
Helden springen von der Schlummerstätte,
Grüßt sie brüderlich der Nachtorkan;
Hinzuschmettern die Tyrannenkette
Wallen sie die traute Schrekenbahn.

Wo der Todtenkranz am Grabe flüstert,
Wo der Wurm in schwarzen Wunden nagt,
Wo, vom grauen Felsenstrauch umdüstert,
Durch die Haide hin der Rabe klagt;
Wo die Lerch' im Thale froher Lieder,
Plätschernd die Forell' im Bache tanzt;
Tönt die Seele Sympathieen wieder,
Von der Liebe Zauber eingepflanzt.

Wo des Geiers Schrei des Raubs sich freuet,
Wo der Aar dem Felsennest entbraust,
Wo Gemäuer ächzend niederdräuet,
Wo der Wintersturm in Trümmern saust,
Wo die Wooge, vom Orkan bezwungen,
Wieder auf zum schwarzen Himmel tost,
Trinkt das Riesenherz Begeisterungen,
Von den Schmeicheltönen liebgekost.

Felsen zwingt zu trauten Mitgefühlen
Tausendstimmiger Naturgesang,
Aber süßer tönt von Saitenspielen
Allgewaltiger ihr Zauberklang;
Rascher pocht im angestammten Triebe,
Bang und süße, wie der jungen Braut,
Jeder Aderschlag, in trunkner Liebe
Find't das Herz den brüderlichen Laut.

Aus des Jammerers erstarrtem Blike
Loket Labetränen Flötenton,
Im Gedränge schwarzer Mißgeschike
Schafft die Schlachttrommete Siegeslohn,
Wie der Stürme Macht im Rosenstrauche,
Reißt dahin der Saiten Ungestümm,
Kosend huldiget dem Liebeshauche
Sanfter Melodie der Rache Grimm.

Reizender erglüht der Wangen Rose,
Flammenathem haucht der Purpurmund,
Hingebannt bei lispelndem Gekose
Schwört die Liebe den Vermählungsbund;
Niegesung'ne königliche Lieder
Sprossen in des Sängers Brust empor,
Stolzer schwebt des Hochgesangs Gefieder,
Rührt der Töne Reigentanz das Ohr;

Wie sie langsam erst am Hügel wallen,
Majestätisch dann wie Siegersgang,
Hochgehoben zu der Freude Hallen,
Liebe singen und Triumphgesang;
Dann durch Labyrinthe hingetragen
Fürder schleichen in dem Todesthal,
Bis die Nachtgefilde schöner tagen,
Bis Entzükung jauchzt am Göttermahl.

Ha! und wann mir in des Sanges Tönen
Näher meiner Liebe Seele schwebt,
Hingegossen in Entzükungstränen
Näher ihr des Sängers Seele bebt,
Wähn' ich nicht vom Körper losgebunden
Hinzujauchzen in der Geister Land? -
Lyda! Lyda! zauberisch umwunden
Hält das All der Liebe Schöpferhand.

StA, Band 1, Seite 122.

Meine Genesung

An Lyda

Jede Blüthe war gefallen
Von dem Stamme; Muth und Kraft,
Fürder meine Bahn zu wallen,
War im Kampfe mir erschlafft;
Weggeschwunden Lust und Leben,
Früher Jahre stolze Ruh;
Meinem Grame hingegeben,
Wankt' ich still dem Grabe zu.

Himmel, wie das Herz vergebens
Oft nach edler Liebe rang,
Oft getäuscht des Erdelebens
Träum' und Hofnungen umschlang!
Ach, den Kummer abzuwenden,
Bat ich, freundliche Natur!
Oft von deinen Mutterhänden
Einen Tropfen Freude nur.

Ha, an deinem Göttermahle
Trink ich nun Vergessenheit,
In der vollen Zauberschaale
Reichst du Kraft und Süßigkeit.
In Entzükungen verloren
Staun' ich die Verwandlung an!
Flur und Hain ist neugeboren,
Göttlich stralt der Lenz heran. –

Daß ich wieder Kraft gewinne,
Frei wie einst und seelig bin,
Dank ich deinem Himmelssinne,
Lyda, süße Retterin!
Labung lächelte dem Müden,
Hohen Muth, wie du zufrieden,
Gut zu sein und groß wie du.

Stark in meiner Freuden Fülle
Wall ich fürder nun die Bahn,
Reizend in der Wolkenhülle
Flammt das ferne Ziel mich an.
Mags den Peinigern gelingen!
Mag die blaiche Sorge sich
Um die stille Klause schwingen!
Lyda! Lyda tröstet mich!

StA, Band 1, Seite 120.

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 16.04.00

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