1
Ausgetrocknet das Flussbett
,
einst von Sturzbächen
genährt nach Regenschauern.
Ausgetrocknet das Flussbett,
in welchem sich einst
Forellen schlafen legten.
Ausgetrocknet das Flussbett
der Augen auch,
deren Tränen einst
Trauer und Freude kündeten.
Ausgetrocknet ...!
2
Wen Charon einlädt
,
der folge ihm;
und keine Frage
soll den Strom des Lebens
rückwärts fließen machen.
Denn welche Ufer
würden wir erreichen,
wenn nochmals rückwärts
flösse unser Leben,
und liegt im weiten Meer
nicht jedes Flusses Ziel?
3
Abend senkt sich
,
Nachtigallen schlagen
melodiös die Nacht hervor.
Klagen wird so manche Stimme
in dem Dunkel,
dem kein Ohr geschenkt.
Fragen graben tief ins Herz,
und hervor quillt
Schmerz, noch unerhört.
Und der Vorhang
senkt zum letzten Mal sich –
kein Applaus.
4
Oh, welcher Frevel
,
nur weil dir
Gesang gegeben,
weil Tier und Baum
und Stein von ihm betört,
ja selbst die Götter,
hast ins Leben du
zurückgeführt Eurydike.
Doch ist die Liebe
stärker als der Tod,
nicht als das Leben,
dem sie ganz verfallen ist:
du hast dich umgeschaut.
5
Sanft wiegt Weizen
im Sommerwind.
Bienen summen im Takt
der Schmetterlingsflügel.
Eine Schwalbe
macht den Sommer
und ahnt den Herbst.
Wenn das Mehl
im Brot verbacken ist
und der Honig geschleudert,
wenn die Schwalbe
fortgezogen ist,
wen kümmern die Flügel
des Schmetterlings?