Vorbemerkung

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Alva & Aquarius

Vorbemerkung

von Rüdiger Krüger

 

Von der Macht der Mythen und Märchen

Zum Inhalt

Alt ist er geworden, der Göttervater Zeus. - Ist seine Zeit schon um? Er ist der Welt der Intrigen und sexuellen Ausschweifungen überdrüssig und sucht ein beschauliches Fleckchen Erde, das den Vorstellungen vom Locus Amoenus, vom paradiesisch-angenehmen Ort, entspricht. Er findet diesen Ort im Albtal: Herrenalb. Doch bevor er sich mit seiner Hera hier zur wohlverdienten Ruhe niederlassen kann, hat er die olympische Gesellschaft hierher zum Urlaub eingeladen, wo diese auf einheimische Nymphen, Feen, Faune und Nöcke sowie auf die Wassernymphe Alva und den Sternengott Aquarius trifft.

Die Liebe und mythisch-mystische Hochzeit von Alva & Aquarius -:

Die Wasser-Nymphe Alva (altindoeuropäischer Gewässername mit der Nebenbedeutung "weiß", wohl vom sprudelnden Quellwasser abgeleitet, und verwandt mit der Aurora, der Morgenröte) ist als Nymphe der Alb der Contrapart zum himmlischen Aquarius/Wassermann, der sie in der menschlichen Gestalt des Ganymed umgarnt. In einer mythischen Welt buhlt der alte Aquarius um die junge Alva, so wie einst Zeus um ihn selbst, als er noch Ganymed, der schönste griechische Jüngling, war. Aquarius/Ganymed verkörpert als Janusgestaltiger (Alter/Jugend, Geist/Sex etc.) das männliche Prinzip; Alva, die schöne, ästhetische und fruchtbringende Wasser-Nymphe, das weibliche Prinzip des zwittrigen Kosmos (Yin & Yang). Die vier Elemente bilden das Gerippe der Szenenfolge; und die antiken (griechischen bzw. römischen) Gottheiten und mythischen Gestalten spielen darin in einem Liebesspiel, in welches auch die heimischen (literarischen) Nymphen, Erdgeister etc. sowie Herrenalber Nymphen und Nöcke, Feen und Faunen etc. verwickelt werden. Sie streiten miteinander, intrigieren gegeneinander, versöhnen sich wieder und feiern zum Abschluss gemeinsam das himmlische Hochzeitsfest zwischen Aquarius/Ganymed und Alva. Der Hochzeitsabend der Alva mit Aquarius/Ganymed - zugleich Vorabend des Aquarius-Zeitalters -, abgesegnet durch Zeus und argwöhnisch belauert durch Hades (dem die Mensch-Nymphen-Verbindung alsbald zukommen wird), bringt den grandiosen Festhöhepunkt. Dem Schicksal können Alva und Aquarius jedoch nur entgehen, wenn er als Sternenbild an den Himmel zurückkehrt, und sie ihm ein ewig klagendes Liebes-Lied in ihr Tal, das Albtal, murmelt; wartend auf den Beginn ihrer/seiner Herrschaft im Wassermann-Zeitalter. Als Morgengabe erhält die schöne Alva von ihrem Aquarius/Ganymed ein alle Elemente versöhnendes, wasserreiches Stückchen Land, in dem sie mit ihrem Gefolge von Quell- und Berg-Nymphen (sowie Nixen und Nöcken) ewig ihr Liebes-Leid um den wieder an den Himmel zurückgekehrten Sternengott murmeln wird: Herrenalb.

Zeus, der matte Göttervater, und seine Hera, die Schützerin des Ehestandes, finden endlich auch ihren Frieden und ihre Ruhe an diesem schönsten Ort. Ein zwar spätes, aber um so willkommeneres Glück, nach Jahrhunderten der Entbehrung für Hera.

Zur Entstehung des Stückes

Mythos Wasser. Er stand am Anfang aller Überlegungen; denn es war der Auftrag der Gemeinde Bad Herrenalb, nach dem überaus erfolgreichen "Teufel von Herrenalb", der zum 850. Gründungsjubiläum des Zisterzienserklosters die Stadtgeschichte in den Vordergrund rückte, dem Herrenalber Gold ein Denkmal zu setzten: Wasser. Und wo 1999 der Klosterbereich mit seiner romantischen Ruine des spätromanischen Paradieses die Theater-Kulisse abgab, so sollte nun Alva & Aquarius am (und im) Wasser spielen; dem Wasser, das in der Therme sowie den zahllosen Quellen, Bächen und Flüssen, die der Alb zufließen, den Lebensnerv des Kurortes darstellt. Historisch ist der Ursprung des Ortes das Zisterzienserkloster der weißen Herren von der Alb. Siegfried Carl machte sich in einer traumerfüllten Nacht auf die Suche nach den mythologischen Wurzeln, nach dem poetischen Gründungsmythos von Herrenalb, und fand ihn - am Vorabend des Wassermann-Zeitalters - in der himmlischen Hochzeit zwischen der Fluss-Nymphe Alva und Aquarius, dem Herrscher des kommenden Zeitalters der Harmonie, der Verständigung, des Geistes und vor allem: Der Liebe.

In der poetischen Gestaltung - es galt dem teuflischen 99er-Historiendrama ein komödiantisches Mythenmärchen entgegenzusetzen - bedient sich der Autor neben einem Rückgriff auf mythische Gestalten der Antike und europäischer Märchentradition einer speziellen Technik der Literatur-Collage: Über 60 Zitate aus ca. 45 Werken von mehr als 30 Autoren, vor allem des deutschsprachigen 18. und 19 Jahrhunderts, dazu Textfragmente und Melodien aus Schlager und Volkslied, Oper, Operette und Musical der Slowakei, deutscher Kulturtradition, aus Frankreich und den USA... sind zu einer phantasiereichen, mythologischen Textur verwoben. Schon ein erster Blick in die Dramatis Personae zeigt ihre vermutliche Herkunft, denn wo Undine erscheint, werden Fouqué und Hoffmann nicht weit sein, ein Ariel und auch die schöne Helena sowie der ganze Plot lassen natürlich an Goethe und Shakespeare denken; und beim Anschauen oder Durchlesen des Stückes erhellt sich auch recht schnell, dass Mörike seine schöne Lau plappern und Arnim die Sirenen säuseln lässt. Viele Entlehnungen haben im Einweben eine Metamorphose vollzogen, die ihre Herkunft verschleiert, und sie sind nun nicht mehr Zitat, sondern haben harmonisch Teil am Liebesspiel um Alva & Aquarius.

Ach, und dann ist da noch die Sache mit der ersten Fassung des Stückes, in der das Mythen-Märchen als Fantasy-Komödie im Kopf eines kleinen Jungen stattfindet. Max, so heißt der Kleine, wird vom Erlkönig ins Reich der Phantasie und feuchten Träume entführt, und ist Darsteller in seinen Initiationstraum. Aber das ist eine ganz andere Story...

Die größte Achtung,
die ein Autor für sein Publikum haben kann, ist,
dass er niemals bringt, was man erwartet,
sondern was er selbst auf der jedesmaligen Stufe
eigner und fremder Bildung für recht und nützlich hält.

Johann Wolfgang Goethe

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 12.07.00

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