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ANMERKUNGEN 

ZU DEN AUTOREN UND TEXTEN

 

1. Der von Kürenberg

Weder Herkunft noch zeitliche Einordnung sind sicher zu bestimmen. Unter Kürenbergers Namen sind 15 Strr. überliefert, die sich durch die Archaik der Form (Nibelungenstr., in zwei Fällen um einen 'Steg' erweitert) und der Darstellung (Sentenzenhaftigkeit mit starken Realitätsbezügen) auszeichnen. Sie werden daher meist in die Mitte des 12.Jhs datiert, und für den Kürenberger nimmt man ohne allzu tief greifende Begründung österreichische Herkunft an.

Texte: Die Mittelhochdeutsche Minnelyrik, Schweikle.

 

2. Meinloh von Sevelingen

Wohl aus Söflingen bei Ulm stammender Minnelyriker der Frühzeit. Den 12 Einzelstrr. in alter Langzeilentradition steht ein zweistrophiges Lied in 'moderner' Stollenstr. gegenüber (MF 195,3). Zwar noch frühhöfischer Form gehorchend, weist die Tendenz der Aussage auf den hohen Minnesang.

Texte: Die Mittelhochdeutsche Minnelyrik, Schweikle.

 

3. Heinrich von Veldecke

Zwischen 1170 und 1190 v.a. als Epiker in Erscheinung getreten; neben der berühmten 'Eneit' ist auch eine Verslegende 'Sente Servas' tradiert, die dem Lokalheiligen der Herkunftslandschaft HvV, Veldeke westlich von Maastricht, gewidmet ist. Ob HvV einem Adelsgeschlecht angehörte, ist nicht mehr feststellbar; auf gelehrte Bildung verweist jedoch die für ihn mehrfach bezeugte Apostrophierung als 'Meister' [= Magister]. HvV ist der erste mhd. Dichter, der am Hof des bedeutendsten Mäzen der hochmal. Dichtung bezeugt ist: Landgraf Hermann von Thüringen. Auch den späteren Autoren gilt Veldecke als Begründer der mhd. Literatur, v.a. der Lyrik; vgl. Gottfried von Straßburg 'Tristan und Isolde' Vv.4738ff: 'er inpfete daz erste ris/in tiut[i]scher zungen:/da von sit este ersprungen, /von den die bluomen kamen'. 40 Lieder, meist mehrstrophig mit didaktischem Grundton, führen den ganzen Formenreichtum und die ganze thematische Breite des hohen Minnesangs vor Augen.

Texte: Die Mittelhochdeutsche Minnelyrik, Schweikle.

 

4. Friedrich von Hausen

Urkundlich zwischen 1171 und 1187 mehrfach erwähnt, ist der Todestag des berühmten staufischen Ministerialen, der wohl nach Rheinhausen bei Mannheim zu lokalisieren ist, genau feststellbar: am 6.Mai 1190 fällt FvH in Kleinasien bei Philomelium als Teilnehmer des 3. Kreuzzugs. In 53 Strr., die formal wie syntaktisch bedeutende Weiterungen gegenüber der Frühzeit bringen, stellt sich uns FvH als Ideologe der Hohen Minne, des problematisch-fragilen Liebes(/Lehens-)Verhältnisses dar.

Texte: Die Mittelhochdeutsche Minnelyrik, Schweikle.

 

5. Albrecht von Johansdorf

AvJ ist mit einiger Sicherheit mit einem um 1200 urkundlich nachgewiesenen niederbairischen Ministerialen identisch. 16 Lieder mit insgesamt 41 Strr. zeigen einen an Heinrich von Veldecke erinnernden Reichtum an Formen und Themen.

Text: Die Mittelhochdeutsche Minnelyrik, Schweikle.

 

6. Heinrich von Morungen

An der Wende des 12. zum 13.Jh stehender Minnelyriker; wahrscheinlich identisch mit dem 1217/18 urkundlich bezeugten Hendricus de Morungen aus Thüringen. In 35 unterschiedlichen 'Tönen' sind insgesamt 115 Strr. überliefert, die in immer neuen Versuchen die Abhängigkeit von der Minneherrin, deren Körperschönheit hier erstmals besonderes Gewicht bekommt, besingen.

Texte: Des Minnesangs Frühling, Moser/Tervooren.

 

7. Reinmar der Alte

Nach Gottfried von Straßburg 'Tristan und Isolde' Vv.4780ff die Nachtigall von Hagenau, ehemals 'leitevrouwe' aller anderen Minne-Nachtigallen. Außer seiner herausragenden Stellung in der Tradition der Minnelyrik und seiner innerliterarisch faßbaren Auseinandersetzung über den rechten Minne-Begriff, die richtige Haltung der Frauenverehrung, mit seinem jüngeren Zeitgenossen Walther von der Vogelweide ist vieles zur Person (z.B. Herkunft) und zum Werk (z.B. Echtheit einzelner Gedichte) Reinmars unklar. Mit großer Sicherheit ist er in die Zeit kurz vor und nach 1200 zu datieren.

Texte: Des Minnesangs Frühling, Moser/Tervooren.

 

8. Gottfried von Straßburg

Anfang des 13.Jhs entsteht mit Gottfrieds Versroman 'Tristan und Isolde' der großartigste Minne-Roman des Jhs mit einer breiten Ausstrahlung auf die Literaturgeschichte. Der als 'Meister' apostrophierte Autor zeigt sich als intimer Kenner des mal. Schulwissens. Ob das unter seinem Namen überlieferte Minnelied unecht ist, wie häufig angenommen wird, soll hier nicht diskutiert werden.

Text: Des Minnesangs Frühling, Moser/Tervooren.

 

9. Wolfram von Eschenbach

Bedeutendster Epiker des Mittelalters: 'Parzival', 'Willehalm' und 'Titurel'. WvE stammt wahrscheinlich aus dem nahe Ansbach gelegenen fränkischen (Wolframs-) Eschenbach; sein literarisches Schaffen ist nach historischen Anspielungen in seinem epischen Werk in die ersten zwei Jahrzehnte des 13.Jhs einzuordnen. Die wenigen unter seinem Namen überlieferten Minnelieder, die ein vom üblichen hohen Minnesang abweichendes Geschlechterverhältnis zeigen, sind überwiegend Tagelieder. L 9,1 wird allgemein als unecht[?] aus Wolframs Werk ausgeschieden.

Text: Des Minnesangs Frühling, Moser/Tervooren.

 

10. Walther von der Vogelweide

Um 1170 (evtl. in Südtirol?) geboren, starb WvdV um 1230, nach einem rastlosen Dienst unter den bedeutendsten geistlichen und weltlichen Herren seiner Zeit. Er hat seinen Lebensabend vielleicht in der Gegend um Würzburg verbracht. WvdV darf wohl mit Fug und Recht als der bedeutendste Lyriker des Mittelalters bezeichnet werden, der nicht nur selbstbewußt mit den zeitgenössischen Autoren konkurrierte, sondern auch eine bis in unsere Tage reichende künstlerische Rezeption auslöste. Über 70 Lieder und 100 Sprüche, sowie ein Marien-Leich bieten die ganze Spannbreite von Religiosität, hoher Minne, inniger Liebe, Frauenpreis, politischer Einflußnahme, autobiopraphischer Anspielungen, Bitten und Schelten, zu der die mhd. Lyrik der Stauferzeit fähig ist. In WvdV begegnet uns eine der seltenen poetischen Begabungen, die mit zur hohen Einschätzunge von im Nachhinein als "klassisch" bezeichneten literarischen Epochen beitrugen.

Texte nach: Walther von der Vogelweide, Maurer.

 

11. Hiltbolt von Schwangau

Minnesänger, wohl identisch mit dem zwischen 1221 und 1556 urkundlich nachgewiesenen Ministerialen der Hohenstaufen, dessen Stammsitz am Lech oberhalb von Füssen lag. Die von ihm überlieferten 49 Strr., überwiegend dem hohen Minnesang verschrieben, dürften seinen jungen Jahren zwischen 1190 und 1215 angehören, wenn sie nicht von einem nicht urkundlich bezeugten älteren Träger des gleichen Namens verfaßt sind.

Text: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

12. Kol von Neunzen

Zeitlich, räumlich und ständisch nicht einzuordnender Minnesänger. Die überlieferten 5 Strr. parodieren frivol den hohen Minnesang. KLD 29.I steht in engen Zusammenhang mit dem lat.-mhd. Mischgedicht CB 146 der 'Carmina Burana'.

Text: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

13. Christian von Hamle

Um 1225 dichtender Minnesänger wahrscheinlich thüringischer Herkunft. Die 5 überlieferten Lieder sind frühe Beispiele einer Überwindung des auf das Dienen ausgerichteten hohen Minnesangs. KLD 30.I preist die Freude der Umarmung in Wolframscher Tradition.

Text: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

14. Gottfried von Neiffen

Minnesänger aus edelfreiem schwäbischem Geschlecht. Stammsitz war die Burg Hohenneuffen. Urkundlich nachweisbar ist GvN zwischen dem 15.2.1234 (Urkunde Kg.Heinrichs [7.]) und dem 23.4.1255 (Urkunde des Klosters Reichenau. Überliefert sind uns 190 Strr. in 45 Minne- und 6 Erzählliedern. Die Forschung hat teilweise (z.B. v.Kraus) nur 26 Minnelieder und ein Erzähllied als echt anerkannt! Alle Minnelieder (Sommer- und Winterlieder) haben den typischen Natureingang. GvN übte starke Wirkung auf spätere Minnesänger aus, z.B. auf Ulrich von Winterstetten und Ulrich von Liechtenstein.

Texte: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

15. Ulrich von Liechtenstein

Um 1200 geborener, am 6.Januar 1275 oder 1276 gestorbener, in 88 Urkunden von 1227-1274 nachgewiesener Edelfreier aus der Steiermark. Eine der schillerndsten Persönlichkeiten des Minnesangs im 13.Jh., der es zum Truchseß der Steiermark (1241) sowie zum Landrichter und Landeshauptmann (1247) bringt. 57 Lieder, ein Leich und drei 'Büchlein' sind überliefert, die meisten Minnelieder zudem noch im 'Frauendienst', einer fiktiven Liebes-Autobiographie, der sich das minnedidaktische 'Frauenbuch' an die Seite stellt. Viele seiner Minnelieder sind explizit als Tanzlieder bezeichnet; siehe KLD 58.XLVI.

Texte: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

16. Der Tannhäuser

V.a. durch die spätmal. 'Tannhäuser-Ballade', die eine der Vorlagen für Richard Wagner Opernrezeption darstellte, hat der späthöfische Lyriker Berühmtheit erlangt. Tannhäuser wurde kurz nach 1200 geboren und starb wohl nach 1266. Vielleicht ist er mit dem Rittergeschlecht gleichen Namens aus der Oberpfalz in enge Verbindung zu bringen. Vermutlich nahm er am Kreuzzug des Staufers Friedrich II. von 1228/29 teil. Herzog Friedrich II. von Österreich ist bis zu dessen Tod (1246) sein Gönner, nach diesem Zeitpunkt ist über Tannhäusers Leben wenig greifbares zu berichten; er wird als Fahrender die deutschen Lande durchstreift haben. 6 Leichs, zahlreiche Sprüche und Minnelieder - häufig parodistischen Inhalts - und ein Kreuzfahrerlied geben die Folie für die spätere Ausgestaltung der Tannhäuser-Sage mit der Reise in den Venusberg und dem Untergang nach Zurückweisung der Buße durch Papst Urban im Reich der Liebesgöttin.

Text: Der Dichter Tannhäuser, Siebert.

 

17. Der Schenk von Limpurg

Entweder Walther I. oder dessen Sohn Konrad aus dem bedeutenden Reichsministerialengeschlecht der Reichsschenken von Limpurg, bei Schwäbisch Hall ansässig, verbirgt sich hinter dem Minnesänger, der uns ohne Vornamen überliefert ist. 6 Minnelieder aus dem 2. oder 3.Viertel des 13.Jhs sind tradiert, sie stehen in der Tradition Gottfrieds von Neiffen.

Text: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

18. Wachsmut von Mühlhausen

Ob WvM aus Mühlhausen bei Stuttgart-Bad Cannstatt, vom Mittelrhein oder gar aus dem thüringischen Mühlhausen stammt, ist bis heute ungeklärt. 5 Minnelieder sind unter seinem Namen überliefert, die allgemein um die bzw. nach der Mitte des 13.Jhs datiert werden.

Texte: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

19. Ulrich von Winterstetten

1241-1280 ist UvW in verschiedenen Ämtern urkundlich nachweisbar; in diese Zeit dürfte auch das lyrische Schaffen des oberschwäbischen Ministerialen fallen. 5 kunstvoll konstruierte Leichs und 40 Minnelieder in der Tradition Walthers von der Vogelweide, Wolframs von Eschenbach, des Tannhäusers und Gottfrieds von Neiffen stehend, zeigen mehr Originalität und Sprachreichtum als den 'Epigonen' meist zuerkannt wird.

Text: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

20. Konrad von Kirchberg

Der Minnesänger aus der 2.Hälfte des 13.Jhs entstammt wohl dem schwäbischen Grafengeschlecht von Kirchberg, dessen Stammsitz an der Iller bei Ulm lag. Wer der beiden Konrade, die von 1255 bis 1268 (der Vater) und von 1286 bis 1315 (der Sohn) urkundlich nachgewiesen sind, unser Dichter ist, kann nicht zweifelsfrei verifiziert werden. Das vorliegende Lied ist ein für KvK typisches Sommerlied mit konventionellem Natureingang; in 6 Sommer- und Winterliedern sind insgesamt 22 Strr. überliefert.

Text: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

21. Konrad von Altstetten

Der Minnesänger, von welchem nur 13 Strr. in 3 Liedern überliefert sind, ist mit guten Gründen als der 1268 urkundlich bezeugte Träger des Namens identifiziert worden. Die von Altstetten hatten das Meieramt der Ministerialität von St.Gallen inne; ihre Stammburg liegt am Bodensee. Von den drei Tanzliedern sind die beiden Sommerlieder mit zeittypischem Natureingang in unsere Auswahl eingegangen.

Texte: Die Schweizer Minnesänger, Bartsch.

 

22. Anonym überlieferte Lieder

Die beiden aufgenommenen Texte können keinem Autor und keinem geographischen Raum zweifelsfrei zugeordnet werden. Aufgrund formal-metrischer und stilistischer Überlegungen werden sie in die 2.Hälfte des 13.Jhs datiert. Inhaltlich ähneln sich beide Texte: Sommerpreis mit Natureingang der zum Körperpreis der Geliebten führt, wobei der erste Text (KLD 38.a 46), ein in seinem Bau schwer zu analysierender Leich, in unsere Liedersammlung Aufnahme fand, da er eine der reizvollsten und vollständigsten Ausprägungen des Topos puella bella bringt. Interessant ist die Rezeption dieses Leichs in der Epik; wohl von Suchenwirt stammt eine Interpolation im 'Wigamur'-W nach V.4905.

Texte: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

23. Otto zem Turne I (Winli?)

Unter dem Namen Winli ist in Hs.C (der 'Großen Heidelberger Liederhandschrift') der vorliegende Leich des nach V,69 'Türner' genannten Autors(?) überliefert, der von Bartsch mit dem 1275 urkundlich bezeugten Otto vom Turne gleichgesetzt wird. Über die Identität des Autors kann jedoch letztlich keine Klarheit verschafft werden, auch ein Angriff Winlis auf einen Autor namens 'Türner'/'Dürner' mag im vorliegenden Leich gesehen werden. Wegen seiner besonders reizvollen Frauenbeschreibung und um dem anonym überlieferten Leich KLD 38.a 46 ein weiteres Beispiel dieser Gattung zur Seite zu stellen (vgl. 22., auch 27. Hadlaub), ist dieser Text aufgenommen worden.

Text: Die Schweizer Minnesänger, Bartsch.

 

24. Der wilde Alexander

Über den Stand des oberdeutschen Lyrikers, der wohl dem letzten Viertel des 12.Jhs zugerechnet werden muß, ist nichts Habhaftes bekannt. Daß er in der Jenaer Hs. als 'Meister' apostrophiert wird, scheint wenig beweiskräftig. Konventionelle Gattungen (Lieder, Sprüche und ein Leich) bringen eine Vielseitigkeit in der stets vorhandenen didaktischen Ausrichtung. Sein konventionellstes Lied bringt einen Frauenpreis.

Text: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

25. Graf Werner von Honberg

Das berühmte Grafengeschlecht von Honberg bekleidete das Vogtamt des Bistums Basel. Der Name Werner ist ein seit dem beginnenden 12.Jh. bezeugter, beliebter Vornamen der Grafen. Unser Lyriker, von dem 8 Lieder überliefert sind, wird gemeinhin mit dem Mitte 1284 geborenen, am 21.März 1320 gestorbenen Werner identifiziert, der politisch eine herausragende Rolle spielte.

Text: Die Schweizer Minnesänger, Bartsch.

 

26. Christian von Luppin

Aus dem Geschlecht thüringischer Ministerialen stammend, ist CvL zwischen 1292 und 1312 urkundlich bezeugt. 7 Lieder konventionellen Inhalts zeigen einen routinierten, wenig originellen Autor, der mit seiner teilweise preziösen Sprache v.a. auf Heinrich Hetzbold von Weissensee wirkte.

Text: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

27. Johannes Hadlaub

Der Züricher Bürger Johannes Hadlaub, der um die Jahrhundertwende zum 14.Jh wirkte, wird mit guten Gründen mit der Entstehung der sog. 'Manessischen Liederhandschrift' (Hs.C = 'Große Heidelberger Liederhs.'), dem wichtigsten Zeugnis für unsere Kenntnis der hochmal. Lyrik, in Verbindung gebracht (vgl. die Novelle 'Hadlaub' aus Gottfried Kellers 'Zürcher Novellen'). Der als 'Meister' apostrophierte Autor wird eine gelehrte Bildung genossen haben und ist evtl. Berufsschreiber gewesen. Ein äußerst breites lyrisches Werk, 240 Strr. in 51 Liedern und 3 Leichs, zeigt einen großen Reichtum an Formen und Inhalten; es ist der Tradition des hohen Minnesangs verhaftet, verweist zum Teil jedoch in Erzähl- und Ernteliedern auf neue Liedgattungen. Von mehreren dem Frauenschönheitspreis gewidmeten Texten ist hier nochmals ein Leich (siehe auch 22. und 23.) in unsere Auswahl aufgenommen.

Text: Die Schweizer Minnesänger, Bartsch.

 

28. Heinrich Hetzbold von Weissensee

Der Dichter, von welchem uns 6 dreistrophige Minnelieder überliefert sind, dürfte identisch sein mit dem 1319-1345 urkundlich nachgewiesenen 'Hendricus Heczenboldus', Kastellan zu Weißensee bei Erfurt. Wie bei Christian von Luppin zeigt sich in Heinrichs Werk eine späte thüringische Rezeption Heinrichs von Morungen.

Text: Kleine Liederdichter des 13.Jhs, Kraus.

 

(29.) Neidhart

Neidhart - mit dem rein innerliterarischen Beinamen von 'Riuwental' [vgl. Texte (29.) 3.3 v.7] - lebte von ca. 1180 bis ca. 1250 im bayerisch-österreichischen Raum. Der etwas jüngere Zeitgenosse Walthers von der Vogelweide bringt noch zu Zeiten des hochhöfischen Minnesangs derb-bäuerliche Töne in diese feinsinnige Kunstgattung. In - nach Form wie Inhalt unterschiedlichen - Sommer- und Winterliedern parodiert er vor dem Hintergrund einer bäuerlichen Szenerie den höfischen Minnekult. Erst vor der Folie des zur Zeit von Neidharts Schaffen seinen Höhepunkt erreichenden höfischen Minnesangs entfalten die Neidhartschen Darstellungen der 'niederen minne' ihre Wirkung, die v.a. den spätmittelalterlichen Minnesang bis hinein in die Gattung der Minnereden nachhaltig beeinflußte. Die aus seinen Texten entnommene Figur des 'Neidhart von Reuental' wird später literarische Gestalt in Schwänken und Fastnachtsspielen ('Neidhart'-Spiele, Hans Sachs). Zu einem Großteil seiner Lieder sind uns Melodien überliefert, deren erfrischende Tanzweisen auf einen lebendigen Vortrag und eine große Beliebtheit der Lieder schließen lassen.

Text: Die Lieder Neidharts, Beyschlag.

 

(30.) Das Liederbuch der Klara Hätzerlin

Klara Hätzerlin wurde um 1430 geboren, ihre Hauptwirkzeit fällt, wie Eintragungen in Augsburger Steuerbüchern zeigen, in die Jahre 1452-1476. Sie ist die einzige namentlich bekannte weibliche Hss.-Kopistin ihrer Zeit. Die berühmteste der acht von ihr signierten Hss. ist ihr 'Liederbuch', das unterschiedlichste Gattungen, literarische Formen etc. versammelt. Dominierend sind die Minnereden und Minnelieder, deren Autoren nur selten genannt sind, von der Forschung jedoch in einigen Fällen identifiziert werden konnten. Obwohl das 'Liederbuch' dem späten 15.Jh. angehört und damit ein wichtiges Dokument spätmal. literarischen Lebens im selbstbewußten Stadtbürgertum darstellt, wurden die beiden Texte in unserer Auswahl vor Oswald von Wolkenstein eingeordnet - sie mögen jedoch evtl. auch erst nach Oswalds Wirken entstanden sein.

Text: Das Liederbuch der Klara Hätzerlin, Haltaus.

 

(31.) Oswald von Wolkenstein

Das Leben des Haudegens, Staatsmannes und Lyrikers Oswald liegt in seinen wichtigsten Stationen offen zutage. Um 1377 in Südtirol geboren, spielt Oswald sowohl im engeren Tiroler Umfeld als auch reichspolitisch eine herausragende Rolle, deren Höhepunkt die Teilnahme am Konstanzer Konzil von 1415 im engeren Gefolge Kg. Sigismunds bildet. Im Sommer 1445 stirbt OvW nach erfülltem politischem, literarischem und "Liebes"-Leben; alle drei Lebensbereiche sind bei ihm engstens miteinander verknüpft - die noch aus seinen Lebenszeiten stammende Überlieferung der Lieder in Prachthss. (zu einem Großteil mit Melodien aufgezeichnet) vereinigt Liebeslieder, religiöse und biographische Lyrik sowie Didaktisches.

Text: Oswald von Wolkenstein, Heimrath/Korth.

 

(32.) Minnerede aus dem cgm 270

Die Gattung der Minnereden wächst im 14. und beginnenden 15.Jh. stark an. Die überwiegend anonym überlieferten, meist kürzeren, unstrophigen, paargereimten Texte gehen von feinsinniger Minnedidaxe bis hin zu ordinärer Obszönität. Häufig liegt ein Handlungsgerüst vor, in welchem die meist ständisch oder vom Alter her stark unterschiedenen Liebes-(Wunsch-)Partner - Greis/junges Mädchen, Pfaffe/verheiratete Frau, Student/alte Witwe etc. - in skurrilen Situationen oder Gesprächen vorgeführt werden. Der vorliegende Text, eine obszöne Männerphantasie, ist in zwei Münchner Hss. der Mitte des 15.Jhs überliefert: cgm 270 und cgm 379 (in letzterer vollständig); sowie in Hss. aus Dresden und Salzburg. Mit vier Textzeugen ist die Überlieferung relativ breit. Bezeichnenderweise ist in cgm 270 wohl des derben Inhalts wegen nur die Partie Vv. 54-70 erhalten.

Text: Zwölf Minnereden des cgm 270, Leiderer.

 

(33.) Georg Greflinger

Der Verfasser von Epen, Epigrammen und Gedichten wurde um 1620 bei Regensburg geboren. Nach dem Jurastudium wirkte er als Notar und Herausgeber des 'Nordischen Merkur' in Hamburg, wo er wohl 1677 starb. Er war Mitglied im "Elbschwanenorden", einer der typischen Literatenvereinigungen des Barock, und wurde 1653 zum 'Poeta laureatus' gekrönt.

Text: Deutsche Dichtung des Barock, Pörnbacher.

 

(34.) Der Hohe Lied-'Frühlingszyklus

Zur Rechtfertigung der Herausschälung und zyklischen Gliederung der vier Lieder aus dem HL vgl. die beigegebene Studie. Das HL darf als eine der Bildquellen der mal. Marienlyrik und als der wichtigste Text der Mystik gelten. Seine möglichen Wirkungen auf die Minnelyrik sollen mit diesem Textband neu zur Diskussion gestellt werden.

Text nach: Ringgrens HL-Kommentar.

 

(35.) Brun von Schönebeck

Unser Autor ist als selbstbewußter Bürger Magdeburgs durch die 'Magdeburger Schöppenchronik' für die Zeit um 1275 als Konstabler, d.h. als Mitglied einer Gelagebruderschaft der bedeutendsten Stadtgeschlechter bezeugt; er stiftete nach dem Chronik-Bericht ein 'Grals'-Fest und wurde mit mehreren deutschen Büchern und Gedichten bekannt. Sein 'Hohes Lied' darf als sein wichtigstes Werk gelten. Es ist der Gottesmutter Maria gewidmet - der theologisch und nach Bekunden des Autors wichtigere, umfangreichere 3.Teil bringt eine dieser Widmung entsprechende breite Auslegung des HL. Unser Textauszug gibt einen Ausschnitt des salomonischen Brautwerbungsbriefes aus dem 1.Teil wider.

Text: Brun von Schonebeck, Fischer.

 

(36.) HL-'Minnelieder' in den 'Historienbibeln'

Unter 'Historienbibeln' versteht man gemeinhin thematisch zusammengehörige, nicht jedoch direkt voneinander abhängige Gruppen von deutschen Prosatexten, die den biblischen Erzählstoff unter Hinzuziehung von außerbiblischen, apokryphen und auch profangeschichtlichem Erzählstoff unter weitestgehendem Verzicht auf die erläuternde Glosse bieten. Die Nähe zu den mhd. Weltchroniken liegt auf der Hand. Nur einige Gruppen und Einzelhss. bringen die schon durch ihre gebundene Rede gegenüber dem umgebenden Prosatext herausgehobenen Lieder des HL, die jedoch völlig vom Vulgata-Text abweichend als umgedichtete, eigenständige 'Minnelieder' (Begriff von J.G.Herder) erscheinen. Unsere Auswahl bringt die auf den HL-Kapiteln 2 und 4-7 beruhenden Strophen.

Text: Die deutschen Historienbibeln des Mittelalters, Merzdorf.

 

 

© Dr. Rüdiger Krüger, Rheda-Wiedenbrück 2006
Kontakt: mailto:siegfriedcarl@hotmail.com
letzte Änderung: 26.04.00

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